Die Hände liegen auf dem Stamm, dann kommt der Startschuss - und die Kettensäge kreischt auf. Damit die Show am 2. September stimmt, haben sich die Teilnehmer der Sagar Woodsports Series vor Kurzem zu einem mehrstündigen Training getroffen. Denn dabei sein ist nicht alles, wenn die Könner an der Kettensäge loslegen.
Blamiert werden soll keiner - und die Zuschauer eine Show geboten bekommen, die ihnen im Idealfall noch einiges Wissen rund um die sichere Arbeit mit der Motorkettensäge vermittelt. Mit der kennen sich alle aus, die am ersten Septemberwochenende bei der achten Auflage der Sagar Woodsports Series antreten.
Aus dem Holz machen für den Ofen wurde ein sportlicher Wettbewerb
Entstanden ist die Idee vor elf Jahren im Handballer-Dorf Sagar, als man mal was anderes als Handball zur Unterhaltung anbieten wollte. Und da relativ viele im Ort ihr Holz fürs Heizen selbst machen, war die Begeisterung schnell da für einen sportlichen Wettkampf, wie er in ähnlicher Form unter dem Namen Timbersports weltweit bekannt ist. Da Timbersports aber ein geschützter Begriff ist, wichen die Holzbegeisterten auf die Bezeichnung Sagar Woodsports aus - und der Kreis erweitert sich. Inzwischen gibt es feste und wichtige Sponsoren, wie den Cottbuser Motorsägen-Händler Sven Buckow, und finden sich Hunderte Zuschauer ein, wenn die Motorsägen auf der großen Bühne am Sportplatz aufheulen. Beim letzten Mal - im Jahr 2019 - waren es mehr als 600 Besucher im etwa ebenso viele Einwohner zählenden Ort an der Neiße. Von den Einwohnern sind dann viele bei der Organisation eingebunden. Denn der Wettkampf bietet auch viel Drumherum.
Beim Wettkampf selbst ist zwar auch Kraft gefragt, aber weit mehr als das. Denn die Disziplinen erfordern auch Geschick, Erfahrung und Köpfchen. Insgesamt sechs Disziplinen müssen die 14 Starter zwischen 18 und 46 Jahren bewältigen, die noch immer hauptsächlich aus Sagar und Umgebung kommen.
Alles - bloß nicht langweilig werden
Damit es nicht zu langweilig wird für die Stammbesucher, fallen alte Disziplinen weg und kommen neue hinzu. Vor allem die neuen Disziplinen werden einige Wochen vorher einmal gemeinsam trainiert. Für die Neuen gibt es dann auch die Chance, die anderen Disziplinen auf dem Holzplatz der Familie Brendel auszuprobieren, die so etwas wie der Nukleus des ostsächsischen Holzsports ist. Kein Wunder, wenn man wie Tom Brendel (Woodsports-Gewinner von 2018) auf eine Holzheizung setzt und bis zu 150 Raummeter pro Jahr benötigt.
Beim Training werden aber auch bereitwillig Erfahrungen ausgetauscht - und es wird gelegentlich freundschaftlich gefrotzelt, wenn was nicht so rund läuft. Das Training hat aber auch einen ernsten Hintergrund: Wer hier nicht mitmacht, der startet auch nicht beim Wettkampf. Denn dort aber soll es möglichst rund gehen, sagt Mitorganisator Andreas Scheppan. Auf die Hundertstel Sekunde genau wird gemessen, dazu gibt es einen Videobeweis. Schließlich kann ein Teilnehmer auch ganz schnell Strafzeit kassieren, wenn beispielsweise Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten werden.
Es geht um Disziplin, Kraft und Präzision
Bei der neuen Disziplin muss beispielsweise der Motor aus sein und die Kette korrekt gebremst werden, bevor die Säge abgelegt wird und der Baum gedreht wird. Bei sicherheitskritischen Verstößen wird auch schon mal eine Zehn-Sekunden-Strafe fällig. Es geht also um Disziplin, Kraft und Präzision - zum Beispiel, wenn fast zentimetergenau Scheiben vom Stamm geschnitten werden müssen. Leitspruch: „Kraft entscheidet, Präzision gewinnt.“ und dennoch: „Es ist ein Wettkampf“, betont Tom Brendel, der von Anfang an dabei ist und Sieger des vorletzten Wettkampfs war. „Der Ehrgeiz steigt mit dem Wettkampf.“
Das gilt auch beim Holzhackerwettbewerb. Es ist die einzige Disziplin, die gesondert läuft und nicht in die Gesamtwertung einfließt. Mit einer speziellen 3,2 Kilogramm schweren Axt muss ein Stamm durchschlagen werden. Dabei wird möglichst in einem Winkel von 120 Grad zugeschlagen - mit einer Wucht von bis zu zehn Kilonewton. Die Spezialaxt im Wert von rund 1000 Euro schneidet die Fasern des Holzes und hat einen speziellen Hickory-Stiel, der die Wucht besser auffängt. Den Wettkämpfer, der den Preis - ein 30-Liter-Feldschlösschen-Fass - ungeleert vom Festgelände gebracht hat, den wird es aber wohl nicht geben.
Sicherheit geht vor
Mit-Organisator Scheppan achtet bei allen Disziplinen auch auf die Sicherheit. Ohne Schnittschutzausstattung und Hörschutz läuft nichts. Bei der Moderation des insgesamt fünfstündigen Wettbewerbs gibt es so viele Hinweise zur Sicherheit, dass man eigentlich den Zuschauern eine Teilnahmebescheinigung für die regelmäßige Sicherheitsunterweisung mitgeben könnte, sagt Scheppan.
Kein Wunder, dass die Planung für die auch materialaufwendige Veranstaltung bereits seit Anfang des Jahres läuft. Als Erkennungszeichen und so etwas wie die Holzfäller-Ehrenuniform gibt es jedes Mal ein neues T-Shirt für die Teilnehmer.
Für die Besucher gibt es die „Strong Farmer Challenge“ mit Motorsägenweitwurf, und Bogen-Schießen sowie Holzspalten mit der 980-Gramm-Axt. Und abends gibt es die Holzfällerparty - mit Disco auf der großen Bühne. Oder auf Sägespänen. Davon gibt es am Ende reichlich.
Die Sagar Woodsports Series
Der Wettkampf in Sagar ist der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Wettkämpfen der „Sagar Woodsports Series“, die ein geschützter Begriff ist. Zu den Wettkampforten gehören die Stihl-Testtage beim Sponsor Buckow in Cottbus, das Schleppertreffen Reichwalde sowie das Dorffest Groß Düben (Kreis Görlitz) sowie der Wettbewerb in Schacksdorf (Elbe-Elster).
In Sagar findet der achte Wettkampf am Samstag, 2. September, statt. Ab 11 Uhr ist technische Abnahme, der der Interessierte auch einen Blick hinter die Kulissen werfen können. Start des Wettkampfs ist um 13 Uhr, Siegerehrung gegen 19 uhr. Um 20 Uhr steigt die Holzfällerparty. Ausreichend Parkplätze sind hinter dem Sportplatz im Krauschwitzer Ortsteil Sagar vorhanden.
Es gibt dabei fünf Disziplinen, die in die Wertung einfließen: Speed Wood (Vierteln von vier Holzrollen mit einer Axt), Lying Wood (Entästen), Standing Cookies Saw (Schneiden von mehreren Scheiben eines frei stehenden Stamms, die übereinander liegen bleiben müssen), Stock Saw (das Sägen von mehreren Scheiben eines quer liegenden Stamms) sowie als neue Disziplin eine Kombination aus Stock Saw mit Holzrücken. Als Extra-Wettbewerb läuft der Standing Block Chop, bei dem ein Stamm mit einer Ochsenkopf-Wettkampfaxt durchtrennt wird.