Von Regina Weiß
Wenn Du nicht mehr weiter weißt, dann gründe einen Arbeitskreis. Bei der Modellregion medizinische Versorgung, für die neben Marienberg Weißwasser im Dezember 2017 vom Gesundheitsministerium ausgerufen worden ist, sind es gleich sieben Arbeitsgruppen, die tagen. Jeder will mitgestalten, begründet Markus Cording, Regionalkoordinator Modellregion, vor den Stadträten in Weißwasser. Das sektorübergreifende Denken sei eine Herausforderung. Doch alle müssen mit an den Tisch, wenn es darum geht, eine nachhaltige, bedarfsnotwendige ambulante und stationäre Struktur und deren Finanzierung zu schaffen. Deshalb sei es ganz wichtig, das Thema medizinische Versorgung mit in die Debatte um den Strukturwandel hineinzutragen. Wir sind alle Botschafter dieser not-wendenden Veränderung!, erklärt er. Eine Wortschöpfung, die schon alles sagt.
Auch wenn der Prozess weiter Geduld erfordere, kann Cording auf erste Erfolge verweisen. So habe man den Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung zum Aufbau eines ambulanten Zentrums für Diabetologie erhalten. Ein Telemedizinprojekt für Kinder-/Jugendpsychiatrie soll noch 2019 starten. Über ein weiteres für Ärzte und ambulante Pflege wird im April entschieden. Gab es erst keine, haben mittlerweile vier ambulant tätige Ärzte eine Weiterbildungsbefugnis erhalten. Das ist eine Grundvoraussetzung zur Nachwuchsgewinnung, so Cording. Ein Novum sei der Weiterbildungsverbund Ostsachsen mit allen Kliniken des Kreises Görlitz. Ein Vertrag dazu werde zeitnah geschlossen. Ferner konnte die Fördersumme von Ärzten in Weiterbildung für den Bereich Allgemeinmedizin für das Krankenhaus Weißwasser verdoppelt werden. Mit einer speziellen Werbung Ärzte im ländlichen Raum setzt die Modellregion auf die Zusammenarbeit mit der Raumpionierstation Oberlausitz in Klein Priebus.
Im vierten Quartal soll am Krankenhaus Weißwasser eine ambulante Portalpraxis öffnen. Das ist eine Notfalldienstpraxis, die räumlich und organisatorisch mit der Notfallambulanz des Krankenhauses verknüpft ist. Es gehe auch darum, letztere zu entlasten. Für die Notaufnahme selbst ist eine Teilrekonstruktion geplant. Ab Juni 2019 könne man eine 100-prozentige Notarztbesetzung absichern. Zwei Fachärzte schließen in diesem Jahr ihre Ausbildung ab und bleiben so wie es jetzt aussieht in Weißwasser. Drei weitere Fachärzte sind in Ausbildung, drei neue Assistenzärzte nehmen ihre Tätigkeit zur Facharztausbildung demnächst auf.
Auch wenn es wenig tröstet, bewegt die medizinische Versorgung nicht nur Weißwasser und die Region, sondern betrifft grundsätzlich den ländlichen Raum in Sachsen. Cording macht es an Beispielzahlen fest. Im Raum Weißwasser sind derzeit 5,5 Hausarztstellen nicht besetzt. In Marienberg sind es 11,5; in Chemnitz-Stadt sogar schon 31 Stellen, wo Hausärzte fehlen.
Die 22 Hausärzte, die in der Region Weißwasser praktizieren, haben ein Durchschnittsalter von 60 Jahren. In der Stadt Weißwasser gibt es zwölf. Davon sind fünf über 63 Jahre alt. Diese haben über den Jahreslauf gesehen mehr zu tun als andere Ärzte in Sachsen. Wie Markus Cording erklärt, kommt der Arzt in und um Weißwasser auf durchschnittlich 5200 Behandlungsfälle im Jahr. Im Sachsendurchschnitt sind es 4000.
Ein zweiter Schwerpunkt neben der ambulanten Versorgung ist die statinäre sprich das Krankenhaus. Neben all dem,was dort geleistet wird (Primärbehandlung aller internistischer Krankheiten, Grundversorgung Chirurgie, Intensiv und Palliativversorgung) lautet das Ziel, es zum universitären Lehrkrankenhaus zu entwickeln. Außerdem soll ein interdisziplinäres ambulantes Zentrum eingerichtet werden.
Schlagwörter
Weißwasser