Mit einer unschuldigen Frage beginnen manchmal die größten Veränderungen. Genau so war es auch im Fall des Granitabbaumuseums Königshainer Berge. Die Frage stellte Anja Köhler, Verantwortliche für eben jenes Museum. Und gefragt hat sie Michael Kretschmer, damals CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Görlitz, heute Ministerpräsident des Freistaates Sachsen.
Was mit einer kleinen Frage begann, wurde schließlich zum bisher größten Projekt in der Geschichte der Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH: die Neugestaltung der Dauerausstellung des Granitabbaumuseums Königshainer Berge. Dafür wurde das Museum 18 Monate geschlossen.

Steinabbau hat in der Oberlausitz Tradition

Die Oberlausitz und Niederschlesien sind seit Millionen von Jahren durch eines verbunden: ihr steinreiches Erbe. Steinabbau und -verarbeitung prägten jahrhundertelang das Bild dieser Landschaft, und tun es heute noch. Grund genug dieses Erbe am 1. Mai 2022 gemeinsam zu feiern, mit der Eröffnung des neu gestalteten Museumsgeländes, aber auch mit dem bereits traditionellen Start in die Museumssaison, heißt es in der Einladung.
Das heutige Granitabbaumuseum Königshainer Berge befindet sich auf dem Gelände der Königshainer Granitwerke C.C. von Thaden & Co. GmbH. Da, wo einst Schmiedefeuer brannten und Arbeiter ihre Mahlzeiten einnahmen, Staub, Lärm und schwere Arbeit regierten, erhält der Interessierte heute Informationen über Geologie, Sozialgeschichte sowie Steinabbau und -verarbeitung, und das ab sofort auch viersprachig.
Die Hinterlassenschaften der Granitindustrie sind fast verschwunden, allein einige Mauerreste und die mit kristallklarem Wasser gefüllten Steinbrüche erinnern noch an eine Zeit, als menschliche Arbeit noch nicht am Computer stattfand. Die neue Dauerausstellung kombiniert händisches Begreifen mit digitaler Technik, macht Anja Köhler neugierig.
Denn ein Manko hat Steinbruchtechnik in den Königshainer Bergen: sie kann nicht mehr in Betrieb genommen werden. Steinsäge, Kompressor und Fallhammer sind mittlerweile stumme Zeugen. Ihre schiere Größe und Kraft lassen die Museumsgebäude an ihre Grenzen stoßen. Doch dank modernster Technik kann hier Abhilfe geschaffen werden.

Großgeräte werden digital zum Leben erweckt

Das Zauberwort heißt Augmented Reality (AR). Dank „erweiterter Realität“ lassen sich nun vier Großgeräte digital in Betrieb nehmen und machen Physikunterricht spannend. Gesprochene Erklärungen helfen dabei, dass sich die Einzelteile zu einem Ganzen zusammenfügen und Druckluftverdichter, Steinsägen und Hydraulikfallhammer wieder zu neuem Leben erwachen. Wer ganz in die heutige Arbeit im Steinbruch eintauchen möchte, kann diese mit Hilfe von Virtual Reality fortan „live“ erleben. Eines wird dabei klar: auch in unserer heutigen, hoch technologisierten Gesellschaft unterscheidet sich die Arbeit in einem Steinbruch nur unwesentlich vom Jahr 1920. Das ist den wenigsten Menschen bewusst, wenn sie über historisches Kopfsteinpflaster in sanierten Innenstädten laufen oder aufwendig hergestellte Natursteinmauern bewundern.
Und auch das ist Ziel des Granitabbaumuseum Königshainer Berge: Es möchte ein Denkmal für all die Arbeiter sein, die in den vergangenen Jahrhunderten in der Granitindustrie gearbeitet haben und mit ihrer Gesundheit dafür bezahlten – nicht nur hier im Osten Sachsens! Dank der Unterstützung von EU, Bund, Land, Gemeinde und Förderverein ist das kleine Museum in den Königshainer Bergen diesem Ziel nun ein ganzes Stück nähergekommen. Und auch die vielen, tatkräftigen und fleißigen Helfer dürfen nicht vergessen werden. Ihnen allen gilt ein ganz besonderer Dank.

Eröffnung beginnt um 14 Uhr

Am Sonntag, 1. Mai, ab 14 Uhr wird alte Technik wieder lebendig und Handwerker zeigen ihr Können. Bastelangebote rund um den Granit, eine Tombola sowie musikalische Unterhaltung runden das Programm ab. Der Eintritt ist freit.
Künftig ist das Granitabbaumuseum Mittwoch bis Freitag von 10 bis 14.30 Uhr, Samstag/Sonntag/Feiertage von 13 bis 17 Uhr offen. Voranmeldungen sind unter 035826/60127 sowie granitabbau@museum-oberlausitz.de möglich.
Der Eintritt beträgt pro Erwachsenem drei Euro, für Kinder 1,50 Euro. Die Familienkarte kostet sechs Euro.