Was gehört alles zum Rüstzeug eines Journalisten und was ist eigentliche Recherche? Diese Fragen und noch viele mehr konnten die Achtklässler der Berufsorientierenden Oberschule Spremberg (BOS) neulich in Erfahrung bringen. Im Rahmen des Projekts „Zeitung in der Schule“ (ZiSch), welches Dank der Kooperationspartner enviaM und die Commerzbank stattfinden kann, hatten die Schüler sogar die Chance, einen Reporter der Lokalredaktion Spremberg sprichwörtlich mit ihren Fragen zu löchern. Dabei waren die Mädchen und Jungs der 8a keineswegs unvorbereitet in die ersehnte Fragestunde gegangen, da sie insgesamt vier Wochen Zeit hatten, das Medium genau zu studieren. Denn im Zuge der Aktion wurde die BOS Tag für Tag mit einem Schwung aktueller Ausgaben der Lausitzer Rundschau beliefert.

Die Zeit wird als Unterrichtsmaterial verwendet

Betreut wurde die Klasse von Dagmar Kappert. Als Deutschlehrerin hattte sie das ZiSch-Projekt, welches bereits seit Jahren erfolgreich an der BOS läuft, direkt in ihren Unterricht integriert und mit den Schülern die unterschiedlichen Stil-Arten des Journalismus analysiert. „Wir haben die täglichen Zeitungen als Unterrichtsmaterial der etwas anderen Art genutzt, was die Schüler natürlich toll fanden, die sie in der Regel eher das Fernsehen und Internet das Informationsmedium nutzen.“ So wurde im Zuge dessen beispielsweise geklärt, was die sieben W-Fragen sind; nämlich: Wer?, Was?, Wann?, Wo?, Warum?, Wie?, Wozu?; und, dass sie in der Regel schon am Anfang einer Nachricht geklärt werden sollten. Natürlich durften die Mädchen und Jungs in den vier Wochen auch selbst Nachrichten verfassen. Dafür hätten sich die Schüler größere Rundschau-Artikel vorgenommen und daraus kurze und knackige Meldungen verfasst, erklärt die Deutschlehrerin ihre Arbeitsweise.
Selbstverständlich wurde auch der Aufbau der gedruckten Zeitung begutachtet. Dadurch erfuhren die jungen Leser beispielsweise, dass die einzelnen „Hefte“ verlagsintern als Bücher bezeichnet werden, dass die Kombination aus Überschrift und Bild den Leser in den Text „hineinziehen“ soll oder etwa, dass das Layout von Blattmachern beziehungsweise von Grafikern gestaltet wird und nicht etwa von den Schreiberlingen vor Ort. Die Menge an Informationen und der einzelnen Schritte, bis eine fertige Zeitung letztlich auf dem Frühstückstisch landet, nötigte den wissbegierigen Schülern nicht selten ein gehöriges Staunen ab. „Schließlich erfährt man nicht alle Tage, was konkret zur Zeitungsmacherei gehört und von daher ist es ja so toll, dass es dieses Projekt gibt“, erklärt Dagmar Kappert mit einem Lächeln. Darüber hinaus gebe es den Schülern die Möglichkeit, sich etwas genauer mit dem Medium Zeitung zu beschäftigen, heißt es weiter.

Ein Kommentar spiegelt die Meinung des Autors wider

Das Highlight allerdings, so der einheitliche Tenor der Klasse, war der Besuch des Lokalreporters, für den die Mädchen und Jungs eine Vielzahl von Fragen vorbereitet hatten. So wollte Luisa etwa wissen, „weshalb die Rundschau-Reporter damals ebenfalls die Mitgliederversammlung des FC Energie Cottbus verlassen haben, als der RBB davon ausgeschlossen wurde?“ Dass die Sportreporter der Rundschau dies als Zeichen der Solidarität, für die Kollegen vom Fernsehen gemacht hätten, honorierte sie mit einem anerkennenden Nicken. Nicht so gut fand die Schülerin jedoch den Kommentar „So blamiert sich Energie Cottbus“ von Chefredakteur Oliver Haustein-Teßmer – zu eben jener Thematik. „Was er da geschrieben hat, war schon echt gemein und geht so überhaupt nicht.“ Nach der Erklärung, was denn ein Kommentar sei und er „lediglich“ die Meinung des Autors widerspiegle, akzeptierte die Achtklässlerin auch diese Antwort.
Luca erfuhr hingegen, dass die Arbeit eines Reporters oftmals mehr am Computer oder Telefon stattfindet, als außerhalb der Redaktionsräume. Der Schüler wollte zudem wissen: „Wie kommt ihr denn an eure Geschichten und gab es schon Tage, wo ihr Lokalreporter nichts liefern konntet“. Zauberwort hierbei: Recherche. Als der Schüler daraufhin erfährt, dass man zur Themenfindung das Internet durchsucht, den Telefonhörer in die Hand nimmt oder kurzerhand an fremden Türen klingelt, schaltet sich die Lehrerin ein. „Wenn ihr euch auf einen Vortrag vorbereitet, dann nutzt ihr doch auch das Internet und recherchiert somit ebenfalls“, so Dagmar Kappert. Allerdings würde dies dann meist in einem kleineren Rahmen stattfinden, heißt es weiter.
Die Frage nach dem Gehalt bleibt indes unbeantwortet. Ganz wie im Reporter-Alltag, denn auch dort werden meist viele Fragen gestellt, aber eben nicht alle beantwortet. Trotz dieses „Rückschlages“ werten Schüler und Lehrerin auch das diesjährige „ZiSch“-Projekt als vollen Erfolg, sodass die BOS möglicherweise auch im kommenden Jahr wieder Besuch von einem Rundschau-Reporter bekommen wird.