Von Annett Igel-Allzeit

Ein Hügel aus Feldsteinen, die kleine Mauer ums Eck, Querbalken, Latten, Holzkästen in verschiedenen Höhen, Hohlblocksteine – der alte Trafoturm in Hornow ist eingerichtet für Fledermäuse. Dirk Ilgenstein, Präsident des Landesamtes für Umwelt (LfU), hat sich das jetzt angeschaut – mit Naturschützern des Nabu-Regionalverbandes Spremberg. Der Ortsteil Hornow ist auf dem Weg, naturnahes Dorf zu werden – mit seinem Baumbestand, der Feldsteinkirche, dem Schloss, auf dessen Dachboden Fledermäuse leben, und mit den Hornowern, die auch mehr für Schwalben tun wollen. Am Trafoturm sollen Blumen gesät und Gehölze gepflanzt werden: Beispiele für alle, die sich mehr Insekten und Vögel in ihren Gärten wünschen. Jemand, der regelmäßig eine Schale im Trafohäuschen mit Wasser füllt, wird noch gesucht. „In trockenen Sommern wie 2018 brauchen die Fledermäuse, die unseren Turm als Sommerquartier nutzen, auch zu trinken“, sagt Wieland Böttger, Mitbegründer des Nabu-Regionalverbandes.

Vorbei an der uralten Eiche neben der Kirche geht es zu einem Platz, wo der Schwalbenturm aufgestellt werden soll. Auch der Ort für ein Storchennest ist gefunden. Die Hornower Confiserie „Felicitas“ plant eine Ausstellung und Vorträge mit den Naturschützern.

Doch am Donnerstag wird geschraubt. Jens Teubner, LfU-Abteilung Naturschutz und Leiter der Naturschutzstation Zippelsförder, hat die 22. Plakette „Wir geben der Fledermaus ein Haus“ mitgebracht. Kunststudenten aus Potsdam hatten das Schild einst entwickelt: die Fledermaus verbunden mit den schützenden Händen eines Menschen. 2009 wurde die Plakette erstmals verliehen und kam ans „Haus der Athlethen“ in Potsdam, weil es fledermausfreundlich hergerichtet worden war.

Sabine Brückner, vor wenigen Wochen zur neuen Regionalverbands-Vorsitzenden in Spremberg gewählt, streicht über die glatte Oberfläche. Als Bau-Ingenieurin und Frau weiß sie: „Emaille hält hundert Jahre.“ Also schrauben Dirk Ilgenstein, Sabine Brückner und Henrik Schuhr, Leiter der Unteren Naturschutz-, Jagd- und Fischereibehörde Spree-Neiße, sie fest und weit oben an.

Dass der Trafoturm in Hornow die Plakette bekommt, ist Zufall. Sprembergs Naturschützer haben bereits viele Projekte für die Fledermäuse umgesetzt. Hornow ist das aktuellste Projekt, das dank der Stiftung Naturschutzfonds und der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Strom verwirklicht wurde. In ihrer Schauanlage im Altwasserwerk Spremberg zeigen sie, wie mit verschiedenen Baumaterialien Sommer- und Winterquartiere für Fledermäuse gestaltet werden können. In den Friedhofshallen in Bühlow und auf dem Spremberger Waldfriedhof sind solche Quartiere entstanden. Das Altwasserwerk Graustein und die Trafotürme in Bloischdorf und Schönheide wurden so umgestaltet. Für die Wasserwerksruine in Döbern ist es geplant. 250 Fledermauskästen wurden aufgehängt.

Das LfU freut sich über das Engagement. „Es hat sich zum Glück herumgesprochen, dass Fledermäuse weder in die Haare fliegen noch Schäden an Häusern anrichten, sondern eine Fledermaus vertilgt bis zu 60 000 Mücken in nur wenigen Monaten“, so der LfU-Sprecher Thomas Frey. Welche Arten die Spremberger in ihrem Gebiet haben, wollen sie zunehmend erkunden. Jens Teubner vermutet, dass zum Beispiel die Breitflügelfledermaus, das Langohr, der Abendsegler und die Zwergfledermaus vorkommen. Angesichts der alten Bäume rechnet er zudem mit Waldfledermäusen. Zu ihnen zählen die Bechsteinfledermaus und die Mopsfledermaus.