Von Anja Guhlan
Mehr als 700 Besucher sind zum dritten Abend der Filmnächte gekommen, um sich den Film Gundermann anzusehen. Die IGBCE Ortsgruppe Spremberg spendierte statt den 500 angekündigten Freikarten plötzlich 700.
Im Vorprogramm war die thüringische Musik-Combo Fuchstal-Chaoten zu erleben. Die Band interpretiert Gundermann-Songs in rockige und spritzige Songs um. Wir verstehen uns nicht als eine Gundermann-Cover-Band, sondern wollen mit unseren eigeninterpretierten Liedern Gerhard Gundermann Tribut zollen, erklärt Mario Sieb, der Frontman der Band und Sänger sowie Gitarrist.
Vor 15 Jahren haben die vier Männer Mario Sieb im Gesang, Hardy Dörfer an der Gitarre, Frank Wunderlich am Bass und Silvio Kurze am Schlagzeug angefangen, Gundermann-Songs zu präsentieren. Leider haben wir Gundermann nie persönlich kennengelernt, aber seine damals gesellschaftskritischen Songs haben bis heute nichts an Brisanz verloren und sind aktueller denn je, sagt Mario Sieb. Alle Bandmitglieder lieben vor allem die lyrischen Textzeilen, die zeigen, dass Gundermann nicht nur ein harter Baggerfahrer im Bergbau oder ein zeitweiliger Stasi-Spitzel war, sondern ein gebildeter Mensch und Sänger mit hohem Horizont. Den Film Gundermann haben in der Band mittlerweile alle gesehen: Der Film ist richtig gut und vor allem sehr nah dran, meint der Sänger der Band und fügt hinzu: Gundi hatte sich einst gewünscht, dass seine Lieder irgendwann zu Volksliedern werden würden, mit Hilfe des Films sind wir auf einem guten Weg dahin.
Tatsächlich haben vor allem die Gundermann-Songs das Publikum bei den Filmnächten bewegt. Aber auch der Film, der das Leben, Lieben und Leiden des einstigen Sängers, Bergbau-Baggerfahrers und einstweiligen Stasi-Spitzels zeigt, hat es den Besuchern angetan. So hat Andi Leuschner (52) aus Klein Döbbern den Film mittlerweile zum vierten Mal gesehen: Ich gucke mir den Film immer wieder gerne an, weil er nicht nur das Schwarz-Weiß zeigt, sondern auch das Grau. Die ganzen Widersprüche in der DDR-Zeit und so weiter. Ich denke, der Film ist eine gute Aufarbeitung der Geschichte. Petra Puls (59) aus Burghammer hat sich den Film zum ersten Mal angeschaut und ist begeistert: Ich kannte Gundermann noch persönlich. Der Film zeigt sehr realisitisch das Leben von ihm auf. Seine Musik, die ich unwahrscheinlich mag, bewegt mich am meisten. Bei Jürgen Köhler (82) aus Hoyerswerda kamen vor allem viele Erinnerungen wieder auf: Ich habe einst auch im Bergbau in Spreetal gearbeitet. Anna Blank (23) aus Dresden hat die DDR-Zeit nicht miterlebt und Gundermann sagte ihr vor dem Film auch nicht viel. Ich fand den Film richtig gut, aber auch irgendwie krass. Diese Widersprüche in dem Leben Gundermanns, der eigentlich nur Gutes wollte. Für Elke und Wolfgang Tischer ist diese Filmschau als Lausitzer quasi Pflicht. Der Film ist gut, weil er die widersprüchliche Geschichte aufarbeitet. Die Songs von Gundermann verstehe ich erst jetzt Jahre später richtig, meint Wolfgang Tischer.