Mit Zeitunglesen hat die Deutschstunde der 8 b in der Berufsorientierenden Oberschule Spremberg (BOS) fast den gesamten März über begonnen. Zehn Minuten Zeit lassen Deutschlehrerinnen Franziska Nowotnick und Alina Dittmann ihren Schülern. Doch der Zeitungsstapel auf der ersten Schulbank wird dabei kaum angetastet. Die Schüler lesen die LAUSITZER RUNDSCHAU lieber als E-Paper auf Tablets. Das Medienhaus macht ihnen das gemeinsam mit dem Energieversorger EnviaM möglich. Sie wischen und drücken, vergrößern, bleiben an Überschriften hängen, lesen sich fest.
Insgesamt 80 Achtklässer beteiligen sich an der BOS am Projekt „Zeitung in der Schule“ – kurz ZiSch genannt – gleichzeitig mit Schülern des Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnaiums in Forst, der Freien Waldorfschule und der Bauhausschule in Cottbus und der Oberschule Peitzer Land. Projektleiterin in Spremberg ist Franziska Nowotnick, und sie hat inzwischen so viel Erfahrung mit ZiSch, dass sie gut vergleichen kann. „Im letzten Jahr hat sich noch ein großer Teil der Schüler die Papierzeitung geschnappt. In diesem Jahr ist das ganz anders. Das ist ein Jahrgang, der mit den neuen Medien noch mehr vertraut ist, ganz selbstverständlich damit umgeht.“
Trotz ihrer Medienerfahrung haben die Jugendlichen am Montagmorgen gestaunt, dass sie schon wenige Stunden nach dem schweren Brand in Schwarze Pumpe Fotos vom Einsatz der Feuerwehr auf den Online-Seiten der LAUSITZER RUNDSCHAU sehen konnten. Wie geht das? Wie kommen Journalisten da so nah ran? Und wie verarbeiten die Reporter und Fotografen selbst solche schlimmen Ereignisse? Das wollten sie von der RUNDSCHAU-Reporterin Annett Igel-Allzeit wissen. Auch wie die Zeitung gemacht wird, wer alles dabei hilft, erfuhren sie, und wie wichtig Nachrichten-Agenturen sind. Und wie sich die Zeitung finanziert.
Den Unterschied zwischen Meldungen und langen Berichten, Glossen und Kommentaren, Reportagen und Interviews hatten sie mit Franziska Nowothnik schon herausgearbeitet. Aber sie vermissen auch etwas: Einige Schüler der 8 b sind nämlich Comic-Fans. Sie fänden es toll, wenn sie in der RUNDSCHAU wieder kleine Comics lesen könnten. Und die Karikatur sei verschwunden, haben sie festgestellt. Am liebsten lesen sie den Sportteil, erzählen die Jugendlichen, und den Lokalteil. Aber durch das Projekt haben sie gesehen, was sie darüber hinaus in der Zeitung finden.
Total auseinander gehen die Meinungen zum Kreuzworträtsel. Wie es sich flink auf dem Tablet lösen lässt, müssen die Zeitungsmacher erst noch erfinden.