Von Torsten Richter-Zippack
Sie ist 172 Meter lang, 24 Meter breit und 2100 Tonnen schwer. Über die neue Stahlverbundbrücke im Autobahnkreuz Aachen sollen ab Ende 2020 die Fahrzeuge rollen. Gebaut wurden die Einzelteile der Konstruktion innerhalb von drei Monaten in der Werkhalle der Züblin Stahlbau GmbH in Hosena. Sie ist das Werk von einem Dutzend Schlossern und Schweißern, sagt Züblin-Projektleiter Torsten Schubert.
In der Nacht von Montag zu Dienstag haben mehrere Schwertransporter einer Düsseldorfer Spedition die ersten Brückenteile in Hosena aufgeladen. Die Längsträger sind jeweils 47 Meter lang und wiegen 140 Tonnen. Um sie besser transportieren zu können, erfolgt eine Stückelung in einen 30 Meter messenden Abschnitt und den rund 17 Meter langen Rest. Direkt am Aachener Kreuz werden beide Segmente dann zusammengefügt, erklärt Torsten Schubert.
Transport-Route monatelang vorgeplant
Bevor die Brückenteile die insgesamt rund 700 Kilometer lange Distanz bewältigt haben, vergehen zwei bis drei Tage. Denn die Schwerlasttransporter dürfen aufgrund ihrer Abmaße nur nachts fahren. Und auch nur auf einem lange vorher genau festgelegten Kurs, sagt Schubert. Zunächst geht die Reise vom Züblin-Werk zur Autobahn bei Ruhland, dann über Dresden, Leipzig, Magdeburg, Hannover und Dortmund nach Aachen.
Über ein halbes Jahr sei die entsprechende Route ausgetüftelt worden, weiß Hartmut Schmidtgen, Züblin-Oberbauleiter Brückenbau. Für den Transport müsse zuvor alles genau berechnet werden: Halten die zu passierenden Brücken, gibt es Engstellen, wo müssen Verkehrsschilder, mitunter auch Straßenlampen, abmontiert werden? Letztlich schaue vor Fahrtbeginn die Polizei vorbei, ob alles in Ordnung ist.
Züblin verwendet Spezial-Stahl für den Brückenbau
Im September 2018 hat das Hosenaer Unternehmen den Auftrag vom Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen für den Bau der Brücke für das Aachener Kreuz erhalten. Aufgrund des begrenzten Platzes und der damit verbundenen besonderen Kurvenform ist das Projekt echt eine Herausforderung, wie Torsten Schubert anmerkt.
Hinzu kommen besondere Anforderungen an das Material. So müsse der Schwefel- und Phosphorgehalt im Stahl besonders niedrig sein. Den Spezialstahl haben die Lausitzer Brückenbauer aus Werken im Harz und aus Dänemark bezogen. Über die neue Überführung, auf der die A 4 künftig die A 544 überbrücken wird, sollen künftig weit mehr als 100 000 Fahrzeuge pro Tag rollen. Das Vorgängerbauwerk verkraftet diese Mengen nicht mehr.
Brücken-Projekt umfasst mehrere Millionen-Euro
Mittels Spezialfahrzeugen werden die Einzelteile der neuen Brücke auf Freiflächen der Züblin Stahlbau GmbH geschafft. Von dort erfolgt der Abtransport ans andere Ende der Republik. Die Schwerlaster zirkeln sich zentimetergenau unter den jeweiligen Brückenbauteilen ein. Dann werden sie befestigt, und los geht die Reise.
Der Brückenneubau am Aachener Kreuz soll mit rund 14,6 Millionen Euro zu Buche schlagen. Ein Geschäft, das sich die Firma Züblin nicht entgehen lassen will. Seit rund vier Jahren setzt das Unternehmen auf die Herstellung von Brücken, sagt Hartmut Schmidtgen. Dazu gehört eine Menge Erfahrung. Wir haben in diesem Feld viel investiert. Ziel ist es, dass der Brückenbau unser zweites Standbein wird, gibt Schmiedtgen die Marschrichtung vor.
Züblin deutschlandweit tätig
Bislang sind die Hosenaer in erster Linie im Profilstahlbau tätig. Zu ihrem Portfolio gehören beispielsweise verschiedenste Werkhallen, ebenso Anlagen für Gas- und Steinkohlenkraftwerke sowie in der Automobilindustrie.
Inzwischen ist das Unternehmen aus der Oberlausitz gut im Brückengeschäft. So entsteht unter anderem eine Autobahntalbrücke, die künftig einen Geländeeinschnitt an der viel befahrenen Autobahn 9 bei Bayreuth überspannen wird. Und für die Leverkusener Rheinbrücke liefert Züblin ein Zuführungsbauwerk.