Von Torsten Richter-Zippack
Im Juni 2020 wollen die Hosenaer die 600. Wiederkehr der urkundlichen Ersterwähnung ihres Ortes feiern. Doch von der entsprechenden Urkunde aus dem Jahr 1420 wussten sie bislang nur vom Hörensagen. Jetzt hat der Senftenberger Heimathistoriker Christoph Ruhland gleich zwei 600 Jahre alte Dokumente im Görlitzer Stadtarchiv ausfindig gemacht. Das ist eine echte Sensation, kommentiert Ortsvorsteher Hagen Schuster den Fund. Denn der langjährige Ortschronist Horst Richter hatte immer nur von einer entsprechenden Urkunde berichtet. Diese soll sich im Museum Hoyerswerda befunden haben, doch eine Abschrift beziehungsweise Kopie besaß Richter nicht.
Es handelt sich um zwei Ratsrechnungen, erklärt Christoph Ruhland seinen Fund. Die eine ist auf den 2. März 1420 ausgestellt, die andere auf den 16. März 1420. Es geht um einen Steinmetz namens Gerhord von der Hosen. Der muss einen Grabstein für Hosena angefertigt haben, berichtet Ruhland. Möglicherweise handele es sich auch um eine Hausinschrift, doch der Heimatforscher tippt eher auf den Grabstein. Die Urkunden befinden sich im Görlitzer Ratsarchiv. Christoph Ruhland durfte sich Kopien der Dokumente mitnehmen. Die wollen wir im kommenden Jahr in unserem historischen Festumzug präsentieren, kündigt er an. Das Spektakel soll am 21. Juni 2020 stattfinden.
Das Hosenaer Festkomitee hatte Ruhland beauftragt, nach der Ersterwähnungsurkunde zu forschen. Daraufhin habe ich meine Recherchen im Hauptstaatsarchiv in Dresden gestartet. Dort verwies man mich an das Görlitzer Ratsarchiv, berichtet der 57-Jährige. Ich hätte heulen können, als ich dort die Urkunden zu Gesicht bekam, erinnert sich Christoph Ruhland an den bewegenden Moment.
Klar wissen wir, dass Hosena älter als 600 Jahre ist. Aber durch Umstrukturierungen in den Archiven und vor allem durch Brände und Katastrophen sind zahlreiche Dokumente nicht mehr vorhanden. Das macht die Forschung so schwierig, weiß der Heimathistoriker.
So wird Hosena bereits im Jahr 1401, ebenso wie zahlreiche weitere Dörfer der Hoyerswerdaer Gegend, erwähnt. Doch die entsprechende Urkunde soll im Jahr 1945 im Breslauer Archiv verbrannt sein. So existiert nur noch der Hinweis in der Festschrift für den Görlitzer Chronisten Richard Jecht, erschienen im Jahr 1938.
Der Görlitzer Ratsarchivar Siegfried Hoche weist darauf hin, dass es sich bei den Urkunden von 1420 um keine Neuentdeckungen handelt. Neu wäre für den Experten allerdings die Erwähnung von 1401. Es ist denkbar, dass der darin erwähnte Zittauer Bürger Hosseler seine Wurzeln in Hosena hatte. Dies lässt sich freilich nicht belegen. Hoche empfiehlt, am Jahr 1420 als Datum der urkundlichen, dass heißt der schriftlichen Ersterwähnung nicht rütteln zu wollen.
Auch in der Stadt Senftenberg, die gemeinsam mit dem Festkomitee die 600-Jahr-Feier in Hosena organisiert, ist die Nachricht vom Fund Christoph Ruhlands angekommen. Es ist immer möglich, dass weitere Sachen in punkto Stadt- oder Ortsteiljubiläen gefunden werden. Das ist deutschlandweit so. Ändert nichts an dem Fakt, dass die Jubiläumsfeier wie geplant stattfindet, kommentiert Stadtsprecher Andreas Groebe. Indes kündigt Christoph Ruhland den Fortgang der heimathistorischen Recherchen an. Denn jetzt ist die Frage aufgetaucht, wo Hosena ursprünglich zu finden war. Im Jahr 1566 gab es einen Auftrag des Kurfürsten August I., sein Land zu dokumentieren. In einem Archiv soll es dazu eine handgezeichnete Karte geben, sagt Ruhland. Nach der suchen wir jetzt. Den Tipp habe er von den Großräschener Heimathistorikern erhalten. Denn in der IBA-Stadt wird die 650-Jahr-Feier vorbereitet, die ebenfalls anno 2020 stattfinden soll.
Die jetzt von Christoph Ruhland aufgespürten Urkunden sind im Internet unter www.hosena.com zu finden.