Von Torsten Richter-Zippack

Aus dem Jahr 1420 stammt die Rechnung eines Steinmetzes aus Hosena. Dieser hatte einen Grabstein angefertigt. Entdeckt hat diesen Beleg der inzwischen verstorbene Hosenaer Ortschronist Horst Richter bereits zu DDR-Zeiten im Museum in Hoyerswerda. Bis vor Kurzem galt diese Rechnung als urkundliche Ersterwähnung des Senftenberger Ortsteils. Auf dieser Grundlage sind bereits Ende 2016 die ersten Vorbereitungen für die 600-Jahr-Feier im Sommer 2020 angelaufen. An der Spitze des Festkomitees steht Ortsvorsteher Hagen Schuster.

Doch vor Kurzem ist ein Historiker aus Leippe-Torno auf eine neue Quelle gestoßen. In dieser wird Hosena bereits im Jahr 1401 erwähnt. Der Mann will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Seinen Angaben zufolge handelt es sich um einen Aufsatz von Karl G. Bruchmann, dem späteren Direktor des Bundesarchives in Koblenz. Bruchmann schreibt in seinem Beitrag für die im Jahr 1938 erschienenen „Oberlausitzer Beiträge – Festschrift für Richard Jecht“, dass es im Breslauer Archiv eine Urkunde gebe, die neben zahlreichen weiteren Ortsnamen der Hoyerswerdaer Region auch die Bezeichnung „Gosde“ enthält. Das soll der alte Name für Hosena sein. In dem Dokument des böhmischen Königs, datiert auf den 28. März 1401, geht es um eine Gebietsabtretung. Die Oberlausitz war zu jener Zeit eng mit dem Königreich Böhmen verbunden.

Ob es sich bei Gosde tatsächlich um Hosena handelt, ist nicht ganz unstrittig. „Die Belege 1401 Gosde…sind sprachlich eher auf Gosda südwestlich von Spremberg zu beziehen“, merken die Wissenschaftler Ernst Eichler und Hans Walther in ihrem im Jahr 1975 erschienenen „Ortsnamenbuch der Oberlausitz“ an. Sie weisen aber auch darauf hin, dass die Reihenfolge der Aufzählung der Dörfer in der Urkunde von 1401 eher auf Hosena hindeute. Dafür spricht auch, dass im Jahr 2001 mehrere Orte der Hoyerswerdaer Gegend, vor allem in der Gemeinde Elsterheide, ihre 600-Jahr-Feiern begingen. Die Protagonisten hatten sich alle auf die Urkunde vom Frühjahr 1401 bezogen.

Nach Angaben von Hans-Peter Rößiger, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege 1909 Senftenberg, soll die besagte Urkunde, die sich im Breslauer Archiv befand, während des Zweiten Weltkrieges verbrannt sein. Der Heimathistoriker sagt, dass er bereits vor einem Dreivierteljahr die Stadt Senftenberg von der Sachlage in Kenntnis gesetzt habe. Schließlich ist das Rathaus der Veranstalter für die 600-Jahr-Feier.

Dort wird die Situation indes ganz entspannt gesehen, wie Falk Peschel, Leiter des Kulturamtes, sagt. „Die Sache hat ein Gutes. Denn die Hosenaer haben sich noch intensiver mit ihrer Geschichte befasst. Und selbstverständlich findet im Juni 2020 die 600-Jahr-Feier statt. Schließlich, es kann immer passieren, dass bislang nicht bekannte Dokumente aufgefunden werden. Und das Wichtigste: Wir würden niemals die bereits fast dreijährige Arbeit des Festkomitees infrage stellen.“ Das Grußwort von Bürgermeister Andreas Fredrich in der zur Jubiläumsfeier erscheinenden Ortschronik solle entsprechend angepasst werden. Auf der Internetseite der Stadt heißt es zum Thema Hosenaer Geschichte: „Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Hosena datiert nach neuesten Erkenntnissen auf das Jahr 1401.“

In Hosena selbst hält das achtköpfige Festkomitee „selbstverständlich“ an der Feier fest. Man werde sich deswegen nicht das Jahrhundertfest kaputtmachen lassen, heißt es. Denn zum Auftakt der Vorbereitungen zur Jahreswende 2016/2017 war kein anderes Ersterwähnungsjahr als 1420 bekannt.

Indes laufen die Vorbereitungen für das Festwochenende im Juni 2020 auf Hochtouren. Nach Angaben von Jens Babick vom Festkomitee bildet der Festumzug am 21. Juni 2020 den Höhepunkt. In rund 40 Einzelbildern soll die Geschichte des Ortes auf einer 2,2 Kilometer langen Strecke präsentiert werden. Das Hauptfestgelände wird sich auf dem Schulhof befinden. Darüber hinaus sind ein Mittelaltermarkt und eine Barockmeile geplant.