Auf einer Länge von 382 Kilometern fließt die Spree vom Lausitzer Bergland quer durch die Lausitz, den Spreewald und das Oder-Spree-Seengebiet bis nach Berlin. Dort mündet sie in die Havel. Ab Herbst 2019 müssen die Angaben in den Atlanten und Lehrbüchern geändert werden. Denn der Fluss gewinnt rund anderthalb Kilometer an Länge, heißt es aus dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Denn nördlich von Bautzen, genauer gesagt zwischen Lömischau und Neudorf, wird der Fluss derzeit renaturiert. Das bedeutet, dass die Spree in ihr altes Flussbett zurückverlegt wird. Der jetzige Wasserlauf erfährt seinen Wiederanschluss an diverse alte Gewässerarme. Diese waren ab den 1930er-Jahren im Zuge der Melioration abgeschnitten worden. Somit konnte das Wasser zügig aus dem Gebiet abfließen. Das bedeutete allerdings einen erheblichen Verlust an biologischer Vielfalt.
Im Jahr 2013 begann die Planung für die Renaturierung des Lausitzer Nationalflusses. In elf Teilmaßnahmen auf einer Flusslänge von 25 Kilometern wird das Gewässer wieder naturnäher. Im Herbst soll die Gesamtmaßnahme abgeschlossen sein, kündigt Sebastian Fritze von der sächsischen Landestalsperrenverwaltung (LTV) an. Allerdings sei der genaue Zeitpunkt abhängig vom Wetter.
Die neue Hochwasserschutzanlage in Form einer 600 Meter langen Spundwand in Halbendorf, einem rund 180 Einwohner zählenden Dorf nordöstlich von Bautzen, ist laut Fritze so gut wie vollendet. Bislang hieß es für den dortigen Kindergarten, das Waldschulheim und die Mühle bei Hochwasser regelmäßig Land unter. Darüber hinaus erfährt ein alter Flussarm bei Lömischau seinen Wiederanschluss an die Spree. Das alte Wehr unweit der Straße Lömischau - Halbendorf ist bereits gleich zu Beginn der Arbeiten verschwunden.
Die Spree erhält durch die Arbeiten mehr Raum. Sollten wieder einmal ein Hochwasser die Region treffen, können sich die Wassermassen mehr in der Fläche verteilen. Darüber hinaus kommt die Renaturierung dank der Schaffung neuer Gewässer- und Uferstrukturen einer ganzen Anzahl von Arten zugute. Biber, Fischotter und Eisvögel werden bereits regelmäßig an der Spree gesichtet. Das jetzige Renaturierungsvorhaben kostet rund sechs Millionen Euro, fünf Millionen übernimmt der Freistaat Sachsen, informiert die Biosphärenreservatsverwaltung. Auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) steuert einen Teil der Summe bei.
Perspektivisch könnten auch die Spreeabschnitte, die weiter nördlich liegen, eine Renaturierung erfahren. Denn nördlich von Uhyst wurde der Fluss aufgrund der Tagebaue Bärwalde und Nochten komplett verlegt und teilweise in ein kanalähnliches Bett gepresst. Die Landestalsperrungverwaltung hat angekündigt, ein mögliches Projekt zwischen der Einmündung des Schwarzen Schöps unweit des Boxberger Ortsteils Sprey und Neustadt (Gemeinde Spreetal) zu prüfen. In diesem Bereich verläuft der Fluss über mehrere Kilometer mehr oder weniger geradeaus. Doch gerade bei Bärwalde und Sprey existieren noch alte Flussarme, die deutlich in der Landschaft erkennbar sind. Zudem markieren hier und dort alte Eichen den Flusslauf.
Die Spree hat ihren Ursprung in drei Quellen im Oberlausitzer Bergland. Bis Bautzen fließt sie im Großen und Ganzen im natürlichen Bett. Nördlich der Oberlausitzer Hauptstadt durchströmt der Fluss die in den 1970er-Jahren angelegten Talsperre. Dann geht es durch teils meliorierte Flächen weiter, bis der Fluss durch den Bergbau mehrfach umverlegt wurde. Nördlich von Neustadt plätschert die Spree wieder im ursprünglichen Bett entlang. Im Spreewitzer Park mündet die Kleine Spree in die Spree. Nahe des Spreewitzer Ortsteils Zerre wird dann die Landesgrenze zu Brandenburg erreicht.