Wird das historische Polenzhaus am Eingang des Schlossparkes in Senftenberg jetzt zum Zankapfel? Bereits seit einigen Tagen prangt jedenfalls ein feuerwehrrotes Schild mit der Aufschrift „Zu verkaufen“ an dem denkmalgeschützten Gebäude – angebracht vom Eigentümer des Objektes, dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz.
Seit fast eineinhalb Jahren steht das Haus mit Türmchen, Arkadengang und Außenwandgemälde des Senftenberger Künstlers Günther Wendt inzwischen schon leer. Nun will der Eigentümer Landkreis in dieser Angelegenheit zu einem Fortschritt kommen.
Aufschrei unter Senftenbergern
Das „Zu verkaufen“-Schild sorgt allerdings für einen Aufschrei unter Senftenberger Einwohnern, die für das stadtbildprägende Gebäude weiterhin unbedingt eine öffentliche Nutzung wollen. Auch Senftenbergs Bürgermeister Andreas Fredrich (SPD) hat seit über einem Jahr diese Ansicht vertreten – und Anfang 2019 sogar einen Ideenwettbewerb für die sinnvolle Wiederbelebung des Polenzhauses ausgerufen. Damit signalisierte das Rathaus dem Landkreis zwar ein Interesse an der Übernahme des Objektes – doch zu einer wirksamen Entscheidung ist es in der Stadtverordnetenversammlung Senftenberg bislang noch nicht gekommen.
Nun macht der Eigentümer Landkreis Druck in dieser Angelegenheit. Zwar habe die Stadt Senftenberg ihr Kaufinteresse für das Polenzhaus vor längerer Zeit geäußert und der Kreistag hat daraufhin bereits im Dezember 2018 grünes Licht für einen möglichen Verkauf an die Kommune gegeben. „Seitdem liegt aber noch keine verbindliche Erklärung der Stadt vor, ob ein Kauf erfolgen soll“, teilt Pressesprecherin Sarah Werner auf Rundschau-Anfrage mit.
Kosten zum Erhalt laufen weiter
Der Kreis sei bereit, das Polenzhaus an die Stadt zu veräußern, erwarte jedoch „eine zeitnahe Entscheidungsfindung“, so Sarah Werner. „Angesichts der nach wie vor anfallenden laufenden Kosten und nicht zuletzt im Sinne der baulichen Erhaltung und Pflege des Gebäudes steht der Landkreis weiteren potenziellen Kaufinteressenten mit einer geeigneten Nachnutzung des Gebäudes aufgeschlossen gegenüber und befindet sich mit diesen auch im Gespräch“, heißt es in der Mitteilung.
Für Verwunderung im Kreishaus hatte offenbar auch eine kürzliche Äußerung des Senftenberger Bürgermeisters in einem Presseinterview gesorgt. Darin äußerte Fredrich seine Vorstellung, dass die Stadt das Polenzhaus umsonst und nur mit einer Nutzungsbindung vom Landkreis übertragen bekommen könnte.
Eine Schenkung ist ausgeschlossen
Das sei jedoch komplett ausgeschlossen, lässt die Kreisverwaltung wissen. „Eine unentgeltliche Übertragung oder Schenkung an die Stadt ist nicht möglich“, so die klaren Worte.
Von Seiten der Stadt Senftenberg bestätigt Pressesprecher Andreas Groebe, dass die Meinungsfindung und die Debatte über das Polenzhaus in den städtischen Ausschüssen noch immer im Gange ist, denn „letztendlich sollen die Stadtverordneten über die künftige Nutzung des Gebäudes entscheiden.“ Die Diskussion dazu war im November des vergangenen Jahres in Gang gekommen. Damals zeigte sich jedoch, dass es bei den Stadtverordneten durchaus kontroverse Auffassungen zum Polenzhaus gibt. Während die einen das historisch wertvolle Gebäude weiterhin in Obhut der öffentlichen Hand behalten wollen, machten andere darauf aufmerksam, dass die Stadt mit ihrem begrenzten Geld eher wichtigere Aufgaben zu leisten hat.
Die Meinungsfindung soll nun in einer Sitzung des Senftenberger Bildungs- und Kulturausschusses am 30. Januar fortgesetzt werden.
Das Polenzhaus am Schlosspark
Das Polenzhaus wurde 1937 zum 500. Sterbejahr des Niederlausitzer Landvogts Hans von Polenz errichtet. Es befindet sich am westlichen Eingang des Schlossparks und gehörte als „Galerie am Schloss“ viele Jahre lang zum Ensemble des Museums des Landkreises Oberspreewald-Lausitz.
Mit seinen schlichten Formen, einem Turm an der Giebelseite, den nachempfundenen Renaissancefenstern und einem Arkadengang ist das zweigeschossige Gebäude dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Schlossgebäude stilistisch angepasst worden. Der Turm ist mit einer Malerei aus der Hand des Senftenberger Künstlers Günther Wendt verziert, das Hans von Polenz mit der Niederlausitzer Wappenfahne zeigt.
Für Verwaltungszwecke und nachgeordnete Einrichtungen des Landkreises Oberspreewald-Lausitz ist das Polenzhaus nicht geeignet. Daher soll es veräußert werden.
Zwischenzeitlich wurde das Objekt an den Tourismusverband Lausitzer Seenland vermietet. Der Mietvertrag endete zum 31. August 2018. Seitdem steht das Gebäude leer.