Von Catrin Würz
Dieser Hinterhof hat schon so einiges gesehen: Vor mehr als hundert Jahren wurde hier noch in verwinkelten Räumen der Senftenberger Anzeiger gedruckt, bevor die Gebäude bis in die späten Jahre der DDR als Wohnungen dienten. Freilich mit Ofenfeuerung und der Toilette über den Hof.
Heute sind die kaum 50 Quadratmeter Hoffläche mit der Adresse Markt 11 inzwischen ein wichtiger, fast schon legendärer Ort der Senftenberger Kunstszene. Denn seit gut drei Jahrzehnten haben sich in den Gebäuden rechts und links vom Hinterhof mehrere Maler und Grafiker aus der Stadt angesiedelt und eigene Ateliers eingerichtet. Zu Weihnachten 1987 fing alles an mit einem Weihnachtsgeschenk von meiner Frau, erinnert sich Bernd Gork schmunzelnd. Der damals knapp 40-jährige Maler und Grafiker war in jenen letzten Jahren der DDR schon länger auf der Suche nach eigenen Atelierräumen; seine Frau Heidrun Gork überraschte ihn zum Weihnachtsfest 1987 mit einem Mietvertrag für die kleinen Räume im Hinterhof am Markt 11, die als Wohnung nicht mehr vermietet werden konnten. Und dann ging alles ganz schnell. Im Nachbarhaus richtete sich das künstlerisch tätige Ehepaar Andreas und Gabriele Klose ein Atelier ein. Und als dann mit der Wende noch mehr Räume in den Häusern überstürzt frei wurden, kamen weitere bildnerisch tätige Künstler dazu: Seit vielen Jahren bilden nun Bernd Gork (70), Peter Wällnitz (60) und Bernd Winkler (68) eine Künstlergemeinschaft in enger Ateliernachbarschaft am Markt 11.
Seit dem Jahr 1989 wurden im Hinterhof auch verschiedenste Kunstausstellungen und Events organisiert. Legendär sind die Hof-Wochen ab 1989, zu denen die Senftenberger Maler und Grafiker unter dem Markenzeichen Der Hof nicht nur namhafte Gastkünstler wie Eckhard Böttger, Gerhart Lampa, Reinhard Sandner, Georgios Wlachopulos und Dieter Zimmermamm einluden. Ergänzt wurden die Ausstellungen auch jeweils mit Lesungen, kleinen Konzerten, spontanen Kunstaktionen und groß aufgezogenen Versteigerungen von Bildern und anderen Kunstobjekten. Bis zum Jahr 2000 haben wir insgesamt zwölfmal die Hofwochen durchgeführt, bevor wir das aus unterschiedlichen Gründen wieder eingestellt haben, erzählt Bernd Winkler, der neben der Malerei auch Kunst aus Metall herstellt. Er sagt: 30 Jahre, nachdem dies alles anfing, wollen wir uns nun noch einmal daran erinnern und eine Neuauflage gestalten. Und dazu sind die Senftenberger herzlich eingeladen.
Ab Freitag ist es soweit: Unter dem Titel Drei Tage im Hof lädt die Künstlergemeinschaft Gork, Winkler, Wällnitz in ihren legendären Hinterhof ein: natürlich wie früher zu Kunstbetrachtung, Gespräch, Musik und Lesung und als Höhepunkt zur großen Kunstauktion am Samstagabend.
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