Durch die Verbreitung des Coronavirus können auch am Klinikum Niederlausitz geplante Leistungen nicht wie geplant durchgeführt werden. In welcher Weise die Kostenträger aktuell eine zeitnahe Erstattungen für erbrachte Leistungen gewährleisten können, ist nach Einschätzung von Landkreis und Klinikum nicht absehbar und risikobehaftet. Nun hat der Landkreis Oberspreewald-Lausitz mit einem Sonderkreistag auf die dramatische Finanznot im Klinikum Niederlausitz reagiert.

Millionen-Zusage in Senftenberg hinter verschlossener Tür

Hinter verschlossenen Türen im Senftenberger Landratsamt stimmten die Abgeordneten am Donnerstagabend einer millionenschweren Beschlussvorlage zu: „Als Angebot, das der Absicherung dienen und das nur im absoluten Bedarfsfall zum Tragen kommen soll, unterstützt der Landkreis als Eigentümer des Klinikums nach entsprechender Nachweisführung die Abfederung der Auswirkungen im Zusammenhang mit Corona befristet bis zum 31.12.2020 mit einem Darlehen in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro, zusätzlich zum bereits bestehenden Darlehen“, teilt Kreissprecherin Sarah Werner am Freitag mit.

Kliniken in ganz Deutschland erleiden Corona-Verluste

In ganz Deutschland entgehen den Kliniken durch die Coronakrise in den kommenden Monaten Einnahmen in Millionenhöhe. „Die Auswirkungen von Corona treffen alle Kliniken hart. Hier sind vordergründig Bund und Land in der Pflicht, eine schnelle und ausreichende finanzielle Unterstützung für die Krankenhäuser zu gewähren“, fordert Landrat Siegurd Heinze (parteilos).
Auch das Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum (CTK) prognostiziert Umsatzverluste von 60 bis 70 Prozent. Bei einem Jahresumsatz von 240 Millionen Euro, den das CTK erzielt, liegt der Ausfall bei zwölf bis 14 Millionen Euro pro Monat. Auch hier der Grund: Das CTK hat alle planbaren und aufschiebbaren Eingriffe abgesagt, erläutert Geschäftsführer Götz Brodermann. Aktuell gebe es noch 680 Patienten im Krankenhaus. Doch in den nächsten Tagen sollen möglichst viele von ihnen entlassen werden, sofern das aus medizinischer Sicht vertretbar ist. Das Krankenhaus will jetzt vor allem Mitarbeiter aus den nicht-intensiven Bereichen auf ihren Einsatz im Corona-Krisenfall vorbereiten.

Klinikum Niederlausitz sucht Partner

Das Klinikum Niederlausitz mit seinen Standorten in Senftenberg und Lauchhammer befindet sich derzeit in einer weitreichenden Sanierungsphase. Diese soll perspektivisch mit einem entsprechenden strategischen Partner an der Seite weiter beschritten werden. Bei der Suche nach einem Partner handelt es sich ausdrücklich nicht um ein öffentliches Ausschreibungsverfahren. Vielmehr soll aus einer bestimmten Anzahl von Bewerbern und Bietern eine Auswahl getroffen werden.

Zehn Häuser an Klinikum-Partnerschaft interessiert

Auch ohne den offiziellen Startschuss durch den Kreistag ist das Interesse schon im Vorfeld groß. Landrat Heinze spricht von zehn Interessenten, die bereits an die Tür geklopft haben. Sie stammen aus Deutschland, haben sich aber auch vom internationalen Krankenhausparkett in der Lausitz gemeldet. Siegurd Heinze macht deutlich: „Wir sind und bleiben nah am Klinikum und werden weiterhin die Entscheidungen treffen, die notwendig sind, um die stationäre und ambulante Versorgung am Klinikum und auch dessen Verbindlichkeiten finanziell abzusichern.“

Mehr als 50 000 Patienten im Jahr

Die Klinikum Niederlausitz GmbH ist ein kommunaler Gesundheitsdienstleister mit 504 stationären Betten und 72 tagesklinischen Behandlungsplätzen in 14 Kliniken und drei Instituten. Als größtes Krankenhaus der Regelversorgung in Südbrandenburg sichern nach eigenen Angaben etwa 1200 Mitarbeiter die Versorgung von jährlich circa 22 000 stationären und 32 000 ambulanten Patienten. Das Klinikum Niederlausitz ist Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB). Die Klinikum Niederlausitz GmbH hat Krankenhäsuer in Senftenberg und Lauchhammer.