Von Daniel Preikschat
Dumbledore reißt das Stoppschild in die Höhe und zwingt Harry Potter zu einer Flugbesen-Vollbremsung. Der junge Zauberer muss sich belehren lassen: In der Lübbenauer verkehrsberuhigten Zone ist nur Tempo 20 erlaubt. Die Szene spielt sich in der Aula der Jenaplanschule ab. Sie wird von den Schülern nicht nur aufgeführt, sondern auch gefilmt. Mehr noch: Die Kinder haben sich den Dialog selbst ausgedacht. Und sie wissen, wie man das aufgenommene Material später schneidet, bearbeitet, mit Musik und Geräusch unterlegt. Beigebracht hat ihnen all das Regie-Assistent Maximilian Fenner von der Aspekt Telefilm-Produktion, die bereits für mehrere Spreewaldkrimis verantwortlich zeichnete. Profi-Cutterin Romy Schwerdtner aus Lübbenau und eine versierte Mutter mit Sohn Yannik unterstützten.
Richtig klasse findet es Fenner, mal einen Tag lang in der Schule sein zu dürfen, um mit den Kindern zusammenzuarbeiten. Im NaWi-Raum zeigt er ihnen unter anderem Szenen aus dem letzten Spreewaldkrimi Tödliche Heimkehr, der erst kürzlich im ZDF ausgestrahlt wurde. Bei den Dreharbeiten vor zwei Jahren waren zwölf Jenaplanschüler in Burg als Statisten dabei. Lehrer und Eltern der Schüler schlugen dem Drehteam damals vor: Statt einer Entlohnung für die Komparsen könnten die Filmleute doch mal in die Schule kommen und zeigen, wie das geht, was sie machen.
In der Jenaplanschule, so Lehrerin Mandy Bochon, gebe es jedes Jahr Medien-Projektwochen. Nach Radio und Zeitung ist in diesem Jahr Fernsehen dran. In den zwei Wochen sollen die Kinder beispielsweise ihr eigenes Fernsehverhalten überprüfen und es mit dem ihrer Eltern vergleichen. Was hat sich verändert? Vor allem aber dürfen die Schüler ihr eigenes Programm gestalten und selbst dafür Beiträge herstellen.
Mandy Bochon: Diese Woche waren wir mit den Kindern und Medienpädagogen der AWO-Fachschule im Rathaus und haben den Bürgermeister interviewt. Auch eine Rathaus-Mitarbeiterin stellte sich den Schülerfragen. Was habe es eigentlich mit diesem großen Modell von der Stadt Lübbenau auf sich, das in der dritten Etage ausgestellt ist, wollten die Schüler wissen.
An dem Donnerstag platzten zudem unverhofft die närrischen Frauen des Lübbenauer Karneval Clubs ins Rathaus auf der Jagd nach Männerschlipsen. Das konnten die jungen Filmemacher gleich mit aufnehmen und hatten wieder einen Beitrag mehr für ihr eigenes lokales Fernsehprogramm. Zufälligerweise hatte das Motto des LKC dabei sogar noch Ähnlichkeit mit dem Thema der Jenaplan-Projektwochen: Ob Serienheld oder Fernsehstar, der LKC hat sie alle da.
Ziel Maximilian Fenners indes war es, in der Aula der Jenaplanschule bei Probe und Dreh ein richtiges Set-Feeling entstehen zu lassen. Den Schülern solle schon vermittelt werden, dass unter Zeitdruck strukturiert gearbeitet werden muss. Leichter gemacht hat ihnen diese schwere Aufgabe sicherlich, dass sie sich zuvor ihren Lieblingsjob in der Filmbranche aussuchen durften. Schließlich gibt es da auch ziemlich viel Auswahl, wie sie lernten. Außer Schauspieler, Regisseur und Kameramann werden am Set auch Masken- und Kostümbildner gebraucht, Spezialisten für Special Effects und Szenenbildner, Beleuchter, Tonmänner, Motivsucher und, und, und.
So einigermaßen schien dann beim Dreh auch jeder Schüler zu wissen, was er wann zu tun hat. Es herrschte ein Gewusel mit System. Und es herrschte schlagartig Ruhe, als die Klappe fiel. 60 Kinder verschlug es die Sprache. Regieassistent Max, wie ihn alle nur nannten, durfte am Ende ein Lob aussprechen und eine Belohnung in Aussicht stellen. Er und sein Team werden die Dialogszenen im Studio zusammenschneiden und dann wiederkommen, um sich den Film mit den Schülern anzusehen.