Dahme-Spreewalds Kreisbrandmeister Christian Liebe kennt sich aus in Sachen Feuer, Brandgerüche und Windrichtungen. Doch auch er stellte sich vergangenen Freitag, 24. Juni 2022, viele Fragen, als er in Luckau aus der Tür trat und seine Umgebung großräumig in blauen Rauch gehüllt war. Ganz zu schweigen von beißendem Brandgeruch.
Liebe sah sich erstmal um, ob es irgendwo brannte – oder war jemandem ganz in der Nähe der Grill aus dem Ruder gelaufen?
Woher kam Brandgeruch im Spreewald am Wochenende?
Diese Fragen dürften sich am vergangenen Wochenende Tausende von Spreewäldern gestellt haben. Betroffen war eine gigantisch große Fläche vom gesamten Süden des Dahme-Spreewald-Kreises über den Oberspreewald-Lausitz-Kreis bis nach Cottbus hinein. Landauf, landab schauten Menschen auf ihre Handys samt Warnapps und Nachrichten auf der Suche nach Brandquellen.
Mancherorts überzog eine dünne Schicht schwarzer Ruß die Autos, besonders gut sichtbar auf den weißen. Bekannt war, dass in der Gohrischheide an der Landesgrenze Brandenburg/Sachsen Hunderte von Hektar Wald brannte. Doch sollte der Rauch wirklich über die 90 Kilometer Entfernung und in solche großen Flächen hinein ziehen?
So zog der Rauch über fast 100 Kilometer in den Spreewald
Christian Liebe hat das recherchiert. „Es war definitiv der Waldbrand Gohrischheide“, sagt er. Zwei Gründe nennt er für die extreme Belastung: „Es war ein sehr großer Waldbrand.“ Beiderseits der Landesgrenze hätten am Ende 800 bis 900 Hektar in Flammen gestanden – eine extrem große Fläche mit entsprechender Rauchentwicklung.
Es entstand also erstens viel Rauch – und zweitens sorgte eine besondere Wetterlage dafür, dass dieser Rauch nicht nach oben abzog, sondern in die Fläche driftete und durch eine feuchtwarme Wetterlage großräumig nach unten gedrückt wurde. Dabei flockten teilweise sogar Rußpartikel aus. Diese Wetterlage betraf voll die oben genannte Region des Großraums Spreewald – und versetzte auch hier Einwohner über Kilometer hinweg in Sorge.
Wie gefährlich war der Rauch nach dem Katastrophen-Waldbrand?
Als gesundheitlich gefährlich schätzt Christian Liebe den blauen Rauch allerdings nicht ein. Wer den Geruch dennoch nicht im Haus haben wollte, war gut beraten, trotz der schwülen Hitze Türen und Fenster geschlossen zu halten. Erleichterung brachte ein wenig Regen am Freitagabend. Am Samstagmorgen wallte der Rauch noch einmal auf, ehe er gegen Ende des Wochenendes dann endgültig abzog.
Es war allerdings nicht das erste Mal, dass ein weit entfernter Waldbrand Rauchschwaden in den Spreewald schickte. Der Brand in Treuenbrietzen war stellenweise ebenfalls spürbar; die Kreisverwaltung Dahme-Spreewald schickte über das System Katwarn entsprechende Informationen an die Bewohner, vor allem des Unterspreewalds.
Die Großbrände in Lieberose vor einigen Jahren sorgten ebenfalls zeitweise für Rauch- und Geruchsbelästung in der Region.
Und auch in der Spreewald-Region ist – Stand Ende Juni 2022 – die Waldbrandgefahr trotz einiger Regentropfen bisher kaum gebannt. „Die Wälder an sich sind derzeit knochentrocken“, sagte Christian Liebe am Mittwoch, 28. Juni 2022. Daher sei weiterhin von Feuern in Waldrandnähe dringend abzusehen und generell in Wäldern sowie mit Feuern große Vorsicht walten zu lassen.