Von Anja Brautschek

Wenn die Sirene ertönt, dann ist bei Familie Brost in Golßen alles andere Nebensache. Sowohl Stefanie als auch ihr Mann Daniel sind mit Leidenschaft bei der Feuerwehr dabei. Wann immer sie können, fahren sie bei Einsätzen mit. Das sah vor ein paar Jahren aber noch ganz anders aus.

„Ich hätte nie damit gerechnet, dass mir das so viel Spaß macht und ich mich in diesem Ausmaß dafür einsetze“, sagt Stefanie Brost heute. Statt abends vor dem Fernseher den Abend ausklingen zu lassen, kümmert sie sich mittlerweile lieber um die Feuerwehr, organisiert Termine oder bereitet Treffen vor. Mit der Leidenschaft angesteckt hat sie ihr Mann Daniel. Er ist seit mehr als 20 Jahren aktiv Teil der Golßener Feuerwehr. Dort übernimmt er unter anderem Verantwortung als Stellvertretender Amtswehrführer. „Bis vor etwa zehn Jahren hatte ich selbst noch nichts mit der Feuerwehr am Hut“, sagt sie. Zu dieser Zeit war ihr Mann für die Jugendwehr der Stadt tätig. Nachwuchs war jedoch rar, wurde aber dringend gebraucht. So entstand die Idee, für eine Kidsfeuerwehr, um Jüngere für das Ehrenamt zu begeistern. In Stefanie Brost haben die Kameraden die neue Leiterin gefunden. „Das hat eingeschlagen wie eine Bombe“, sagt die 36-Jährige.

Kinder ab fünf Jahren lernen dort alles zum Thema Unfallverhütung, Brandvermeidung oder Notruf – verpackt in jede Menge Spiel und Spaß. Auch nach mehr als zehn Jahren ist das Interesse der jungen Golßener nach wie vor ungebrochen. Mehr als 20 Kinder warten derzeit auf einen freien Platz. Doch mehr als 15 Kinder können Stefanie Brost und ihre Helfer nicht aufnehmen. Gemeinsam sind sie stets auf der Suche nach neuen, spannenden Aspekten der Feuerwehr. So haben die Kinder bereits Atemschutzmasken kennengelernt oder im vergangenen Rekordsommer mehr über die Waldbrandgefahr erfahren. Derzeit arbeiten einige Kameraden an einem Holzhaus, mit dem ein Brand und dessen Löschung simuliert werden soll. „Es soll kein Stillstand bei der Kidsfeuerwehr geben. Dabei hilft jeder mit. Ohne die Unterstützung anderer wäre das nicht machbar“, sagt Stefanie Brost.

Doch gerade am Anfang war das nicht immer leicht. Die Kidsfeuerwehr in Golßen gehörte zu den ersten fünf im gesamten Landkreis. Material für die Betreuer gab es damals nur wenig. Stefanie Brost tauschte sich daher eng mit anderen Kidswehrführen aus, recherchierte in ihrer Freizeit im Internet und erstellte ein eigenes Konzept.

Erst als Tochter Lilly zur Welt gekommen ist, ist die junge Mutter etwas kürzer getreten. Familie, Vollzeitjob, Haus und Feuerwehr: alles unter einen Hut zu bekommen, erfordert Organisationstalent. Das Ehrenamt abgeben war für sie dennoch keine Option. „Solange die Familie nicht drunter leidet oder ich selbst die Leidenschaft daran verliere“, zieht sie eigene Grenzen. Selbst hochschwanger wollte sie die Weihnachtsfeier der Kidsfeuerwehr nicht verpassen.

Bei all dieser Verantwortung und Kameradschaft entflammte bei ihr selbst die Leidenschaft für die Feuerwehr. So oft es geht, ist sie daher bei Einsätzen dabei gewesen. „Hilfsdienste wie die Feuerwehr ist ein Ehrenamt, auf dass man nicht verzichten kann. Sport, Musik, Tanz – all das geht auch ohne Verein“, sagt sie. Vor allem der Zusammenhalt unter den Kameraden sei dabei besonders. „Man kommt an seine Grenzen. Doch wenn es hart auf hart kommt, halten alle zusammen“, erzählt Stefanie Brost und ergänzt: „Nach der Geburt unserer Tochter war das nicht mehr so möglich. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber ein Stück weit habe ich die Einsätze auch vermisst.“

Langweilig wird ihr dennoch nicht. Denn neben der Kidwehr setzt sich Stefanie Brost auch im gesamten Amt Unterspreewald für den Erhalt der Wehren ein – als stellvertretende Amtsjugendfeuerwehrwartin. Dort ist sie unter anderem für die Brandschutzerziehung an Schulen verantwortlich. Viel hat sie gemeinsam mit den anderen engagierten Kameraden dabei bereits bewegt. Die Kidsfeuerwehren des Kreises stehen im engen Austausch zueinander und treffen sich dreimal im Jahr. Für die Betreuer werden jährlich Seminare angeboten. Zum Start neuer Kidswehren wurde außerdem ein Koffer mit den wichtigsten Hilfsmitteln zusammengestellt: Spiele, Lehrmaterialien, DVDs, Bücher und Bastelsachen. Das Logo dazu haben Kinder angefertigt.

„Es ist einfach wichtig, Kinder frühzeitig dafür zu begeistern. Wir brauchen Nachwuchs, um Einsätze auch in Zukunft absichern zu können“, sagt sie. Im eigenen Haus hat das bereits geklappt. Tochter Lilly ist schon jetzt fasziniert von den großen Einsatzwagen und ihren Leistungen, mit drei Jahren aber noch zu jung für die Kidswehr. In ein paar Jahren wird sich zeigen, ob der Nachwuchs bei Brosts dafür genauso Feuer und Flamme ist wie die Eltern.

 

In einer neuen Serie stellt die RUNDSCHAU jede Woche Herzensmenschen vor. Es geht um Männer und Frauen, die mit Leidenschaft und großem Engagement ihre Sache verfolgen – oder in ihrem Leben eine Herzensentscheidung treffen mussten, die nicht ohne Risiko war und vieles verändert hat.

Wenn Sie Vorschläge haben, wer im Rahmen dieser Serie vorgestellt werden sollte, wenden Sie sich gern an die LR, am besten per E-Mail an red.spreewald@lr-online.de.

Wenn Frau Stuths Couch die letzte Rettung ist
Herzensmensch
Wenn Frau Stuths Couch die letzte Rettung ist
Lübben

„Das Herzgefühl entwickelt man“
Herzensmensch und Vollblut-Feuerwehrmann
„Das Herzgefühl entwickelt man“
Lübben/Töpchin