Von Anja Brautschek
Mähdrescher und Traktoren sind in diesen Tagen auf den Feldern unterwegs. Die Ernte läuft bereits auf Hochtouren. Aufgrund der trockenen Witterung und Hitzewellen ist die Getreideernte auch in diesem Jahr wieder rund zwei Wochen früher als üblich gestartet.
Mittlerweile ist die Gerste in der Region fast komplett abgeernet. Die Ergebnisse sind allerdings je nach Region, Bodenbeschaffenheit und punktuellen Niederschlägen sehr verschieden. Insgesamt, sagt der Bauernverband Südbrandenburg, wurden bei der Gerste dennoch bessere Erträge erzielt als im Dürrejahr 2018. An den durchschnittlichen Ertrag reichen viele Landwirte dennoch nicht heran. Landesweit ist bei Wintergerste eine Ernte mit 53,7 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha) und somit elf Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt eingefahren worden. Die Spanne reicht dabei von 66,8 dt/ha in der Uckermark bis 43,1 dt/ha in Oberspreewald-Lausitz. In Anbetracht der schwierigen Wetterbedingungen sind viele dennoch mit dem Ergebnis relativ zufrieden, erklärt Borjana Dinewa-Zelt vom Bauernverband Südbrandenburg.
Im vergangenen Jahr hat die anhaltende Trockenperiode für eine katastrophale Ernte gesorgt. Die Körner waren sehr klein und viel zu gering. Das Getreide hat dementsprechend selten die Brotqualität erreicht. Durch den trockenen Herbst waren auch die Aussaat und damit der Start für die diesjährige Ernte ähnlich schwer. Viele Pflanzen sind nur spärlich angewachsen. Vor allem beim Raps zeichnet sich das besonders ab. Es werden zum Teil noch geringere Erträge als 2018 erwartet. Beim Roggen werden je nach Region sehr unterschiedliche Ertragsmengen erwartet. In Teltow-Fläming ist die Situation ähnlich wie bei der Wintergerste: viel Stroh, kleine Körner. Wo jedoch zum rechten Zeitpunkt ausreichend Regen zur Kornfüllung gefallen ist, dort ist der Roggen besser als erwartet. Die trockene Witterung jetzt erleichtert die Ernte, erklärt Borjana Dinewa-Zelt.
Große Sorgen bereitet den Landwirten allerdings nach wie vor die Versorgung der Tiere. Das Futterangebot ist knapp. Reserven aus dem Vorjahr gibt es kaum. Aufgrund der angespannten Situation sind einige Landwirte gezwungen, auch den Aufwuchs auf ökologischen Vorrangflächen zu Futterzwecken zu nutzen. Das Landwirtschaftsministerium habe laut Bauernverband eine entsprechende Nutzung auf Antrag freigegeben.
Auch dem Mais sind die Spuren des trockenen Sommers deutlich anzusehen. Die Pflanzen sind wie auch schon im Vorjahr auf dem Feldern meist klein, die Blätter sind verbrannt. Problematisch sind vor allem die extremen Hitzewellen in diesem Jahr. Das bedeutet neben den trockenen Bodenverhältnissen zusätzlicher Stress für die Pflanzen. Bei Tagestemperaturen von 40 Grad im Schatten heizen sich die offenen Felder auf 60 bis 80 Grad auf. Ab 60 Grad gerinnt das Eiweis in den Pflanzen, und sie drohen abzusterben, erklärt Borjana Dinewa-Zelt.
In einigen Bereichen des Landkreises sind Maispflanzen aufgrund dieser Wetterbedingungen gerade einmal kniehoch gewachsen und wurden deshalb bereits abgehäckselt. Andere Bauern sind zuversichtlicher und hoffen weiterhin auf ausreichend Regen, um bei Mais oder Sonnenblumen noch einen Wachstumsschub zu erhalten. Zehn Liter pro Woche auf dem Quadratmeter, das wäre eine Menge, mit der wir auf unseren sandigen Böden, die nur wenig Wasser speichern können, gut leben könnten, schätzt Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, die Situation ein.