Von Rainer Könen

Wenn die Dinge auf und rings um die Mortkaer Jakubzburg nicht so laufen wie sie es doch eigentlich tun sollten, arbeitet der Burgherr André Jakubetz seinen Frust, seine schlechte Laune körperlich ab. Greift er sich in der Regel ein Paar Arbeitshandschuhe und sucht sich auf der Burg eine Stelle, wo er nach Möglichkeit unbehelligt werkeln kann. Am liebsten „mit stupider Arbeit“. Eine, die ihm Zeit lässt zum Reflektieren, zum Nachdenken. Das Verfugen von Steinen biete sich da meist an, erklärt er. Eine manuell-einfache Tätigkeit, die „mir jedes Mal hilft, den Kopf wieder frei zu bekommen“.

Nun, möglicherweise hatte er in den zurückliegenden beiden Jahren häufiger Steine verfugen müssen, denn die Idee mit dem geplanten Mittelalter-Dorf neben seiner Burg, die kam in der Gemeinde, bei den Bewohnern nicht auf Anhieb so gut an, wie sich das Burgherr Jakubetz vorgestellt hatte. Es galt, so manche Hürden zu überwinden, manche Bedenken auszuräumen. Aber jetzt, so ein gelöster Burginhaber André Jakubetz, sehe es doch gut aus. Jetzt stehe dem geplanten Projekt nichts mehr im Wege.

Unweit der Burganlage soll demnächst ein rustikales Mittelalterdorf entstehen, da geht es um 22 zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten. Elf Häuser und eine Dorfkirche sind geplant, später sollen Töpfer oder Schmied dort ihr traditionelles Handwerk vorführen können. Auch ein Parkplatz soll entstehen, so dass die letzten Abrundungsarbeiten an der Burganlage bald abgeschlossen sind.

Man trifft den Zahnarzt an diesem Morgen nicht in der nur einen Steinwurf von der Jakubzburg entfernten Praxis, sondern im neuen Veranstaltungssaal der Anlage, in dem derzeit noch die Handwerker fleißig sind.

Die im Jahr 2012 fertiggestellte Burg ist Jakubetz’ einziges und wohl besonders zeitintensives Hobby. Daraus macht er keinen Hehl. Er habe zwei Leidenschaften, meint er. Das eine sei die Zahnmedizin, insbesondere die Implantologie, das andere seine Burg. Diese hat sich wie die Krabat-Mühle in Schwarzkollm oder die Energiefabrik in Knappenrode mittlerweile zu einer touristischen Attraktion im Lausitzer Seenland entwickelt. Was war das für ein Auflauf gewesen, als die Jakubzburg am 15. September vor sieben Jahren eröffnet wurde. Rund 11 000 Menschen wollten das seinerzeit miterleben. „Ich hatte die Burg eigentlich nur als eine Art Landmarke gedacht“, erzählt der 61-Jährige. Die „kulturelle Nutzung hatte ich nicht geplant, das hat sich einfach so ergeben“, beschreibt er es.

Weil viele, darunter auch etliche Theatermenschen, ihm geraten hatten, dieses beeindruckende Ambiente der Burg doch auch im Sinne der Kunst zu nutzen, macht er das nun auch. Die Landesbühnen Sachsen gastieren regelmäßig vor der Kulisse der Burganlage, Tanzveranstaltungen finden statt, ebenfalls Konzerte und kleine Themenevents. In jedem Jahr steht was Neues auf dem Veranstaltungsprogramm.

In diesem Jahr gastieren bei den Burgnächten wieder die Landesbühnen Sachsen in Mortka. Dieses Mal mit dem Stück „Das Geheimnis der Hebamme“ (13. und 14. September). Schon am 8. September können Burggäste Tom Pauls mit dem Zwinger-Trio erleben.

Aber worauf sich Burgherr Jakubetz besonders freut, ist „Carmina Burana“. Das monumentale Chorwerk wird in diesem Jahr vom Sorbischen Nationalensemble Bautzen inszeniert und am 31. August in Mortka aufgeführt. Auf dieses erfolgreichste und populärste Werk der klassischen Musik freue er sich besonders, so der Mortkaer Zahnarzt.

Wie oft habe man ihn in den vergangenen Jahren gefragt, ob er die Burgkulisse nicht auch für regelmäßige Sommertheaterinszenierungen nutzen wolle, so wie in Bautzen oder in der Krabat-Mühle in Schwarzkollm. Aber „davon halte ich überhaupt nichts“, meint er. Er wolle kein Mit-Konkurrent dieser traditionsreichen und bekannten Sommer-Spielstätten sein. Daher habe er sich entschlossen, die Besucher vor allem mit großen musikalischen Events nach Mortka zu locken. Carmina Burana sei da ein Anfang. Und natürlich kommen in dieser Saison auch die Gundermann-Fans wieder auf ihre Kosten. Am 1. September werde die Hoyerswerdaer Musikschule Bischof am Nachmittag das Gundermann-Musical „Malvina“ vor der Burg aufführen, im Anschluss daran wird die Band „Die Seilschaft“ Gundermanns Lieder spielen.

Wer sich auf dem Burggelände umschaut, sieht in der großen Werkstatt noch so einiges, was hier später einmal verbaut werden wird, entweder in der Burg oder im künftigen Mittelalter-Dorf. Das heißt für jemanden wie den Burgherrn, auch weiterhin kräftig mit anzupacken. Vor allem an den Wochenenden. Da kann er denn auch, wie das so schön heißt, dem Volk bei diesen Gelegenheiten aufs Maul schauen. „Es kommen ja häufig viele Auswärtige, um sich die Burg anzusehen“, erzählt er. Die kennen ihn nicht, und so muss er, der in Arbeitsklamotten herumläuft, gelegentlich auch Fragen beantworten, etwa ob „ich diesen verrückten Zahnarzt kenne, der diese Burg aus dem Nichts gebaut hat“. Das sind dann Momente, in denen André Jakubetz in sich hineinschmunzelt. Sich aber auch freut, dass er mit seinem Traum, den er sich mit der Burg realisiert hat, richtig gelegen hat. Weil sie doch gefällt. Den Einheimischen, den Touristen und klar, vor allem dem Burgherrn selbst.