Von Sylvia Kunze

Auf einen sich in der Region entwickelnden Tourismus haben viele gehofft und gebaut. Auch Fährmann Karsten Jurischka, der vor zehn Jahren als Fährmann im Kleinen Spreewald in Wahrenbrück seinen „Dienst“ aufgenommen hat und neben dem Staken mit dem Verleih von Paddelbooten sein Geld verdienen wollte. Ein paar Euro hat er schon eingenommen, aber zum Leben haben die nicht gereicht. Wochentags ist er Busfahrer. Schon seit dem vergangenen Jahr. Und so soll es auch in der diesjährigen Saison laufen, hat er mit der Stadtverwaltung Uebigau-Wahrenbrück vereinbart. „Das Kahnfahren macht mir noch immer sehr viel Spaߓ, sagt er und wird deshalb ab dem 1. Mai an den Wochenenden und an Feiertagen Boote verleihen und selber staken. Auch der Kiosk soll zu diesen Zeiten geöffnet sein.

Der Kleine Spreewald, auf den so viele Hoffnungen gesetzt worden sind und noch heute ruhen, wird währenddessen mehr und mehr zum Sorgenkind. Ortsvorsteher Kurt Tranze moniert schon seit langem: „Der Pflegezustand des Parks lässt zu wünschen übrig“. Die Kritik bezieht sich dabei längst nicht nur auf die reparaturbedürftige Voliere. „Wenigstens ist jetzt endlich das Herbstlaub weg“, berichtet er, setzt jedoch gleich nach: „Aber das hat viel zu lange gedauert.“

Ja, man wisse, dass man im Kleinen Spreewald nicht so richtig vorankomme und sich eher neue Probleme auftun, als dass man welche lösen könne, räumt Roland Schrey, Hauptamtsleiter der Stadt Uebigau-Wahrenbrück, ein. Auch er schätzt ein, dass viel zu wenige Touristen nach Wahrenbrück kämen, als dass es sich rechnen würde, Tag für Tag Kahnfahrten und Bootsverleih anzubieten.

Zumal sich die Rahmenbedingungen stetig verschlechtern würden. Eine neue Gewässerpolitik hindere an regelmäßiger Unterhaltung. Der Hammergraben, einst eine schöne Schleife auf der Elster-Kahntour, sei deshalb längst nicht mehr befahrbar. Übrig bliebe eine Tour hin auf der Elster und wieder zurück. Wenig attraktiv. „Als Nächstes soll das Wehr an der alten Mühle wegkommen. Das einzig Schöne, was es noch zu entdecken gab“, führt Schrey den nächsten Fakt ins Feld. „Der Sohlgleiter, der stattdessen geplant ist, wird den Wasserstand weiter senken“, berichtet er von angekündigten Baumaßnahmen, die dem Gewässertourismus weitere Hindernisse in den Weg legen werden.

Auf den Zustand des Parks angesprochen, der unter den zurückliegenden großen Stürmen arg gelitten hat, sagt Schrey ganz deutlich: „Weder Stadt noch Bauhof können das leisten, ihn umfassend zu pflegen und zu entwickeln.“ Um ihn für die Saison weitgehend herzurichten, wolle man noch eigens eine Firma beauftragen, kündigt der Rathausmitarbeiter an.

„Einen Rundgang kann ich da momentan gar nicht mehr ehrlichen Herzens empfehlen, so zerfleddert sieht der Park aus“, meint Jens Uhlemann, Wirt der Gaststätte „Zu den drei Rosen“ in Winkel, der so manche Busladung Ausflügler nach Wahrenbrück in den Kleinen Spreewald gelotst hat. Er weiß: „Künftig wird das ein Riesenproblem.“ Hauptsächlich wegen des fehlenden Kahnfahrangebots, denn solche Reisegesellschaften fahren den Rosenwirt selten an Wochenenden an.

„Wir müssten auch in der Woche was anbieten können“, fordert der Wahrenbrücker Ortsvorsteher Kurt Tranze und schaut begehrlich in Richtung Stadt, denn nur über die kann seiner Meinung „organisiert werden“, dass von montags bis freitags „jemand zur Verfügung steht, der Kahn fährt“.

Karsten Jurischka hat nicht ohne Grund wochentags das Rudel gegen das Lenkrad eines Busses eingetauscht. „Unter der Woche ist kaum Zulauf. Die wenigsten Gäste, die zum Großteil alle aus der Region kommen, werden in den Ferienwochen gezählt“, hat er beobachtet. Ebenso wie den Fakt, dass die Rahmenbedingungen für den Gewässertourismus in der Region eher schlechter als besser werden. Dem Kahnfahren will er dennoch in der kommenden Saison treu bleiben.