Von Sylvia Kunze

In Wahrenbrück sind die Einwohner nicht gewillt, das Wehr-Bauvorhaben des Landesumweltamtes ohne Gegenwehr zu akzeptieren. Das sieht die „Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit am Mündungswehr der Kleinen in die Schwarze Elster in Wahrenbrück“ vor. Was ganz konkret bedeutet: Das Mündungswehr von der Kleinen in die Schwarze Elster soll zurückgebaut werden und stattdessen ein Raugerinne mit Bypass zur Entlastung angelegt werden. Außerdem sehen die Pläne den Abbruch des alten Wehres an der Mühle vor.

In der Bevölkerung herrscht völliges Unverständnis, warum ein solch gravierender Eingriff in eine über Jahrhunderte gut funktionierende Gewässerkultur erfolgen soll. Eine Aktionsgruppe rund um Ortsvorsteher Bernd Müller hat sich gegründet. Eine erste öffentliche Aktion war ein Picknick im Kleinen Spreewald, bei dem die Problematik umfassend diskutiert worden ist.

Hausaufgaben für CDU-Landtagskandidaten

„Das war richtig gut“, freut sich Bernd Müller danach, „denn es erfreute sich einer guten Resonanz und war von sehr interessanten Diskussionen geprägt.“ Diskussionen, in die auch der CDU-Landtagskandidat Rainer Genilke auf seiner Wahlkampftour intensiv einbezogen wurde.

Der hat nun schon die zweite Aufgabenstellung von den Uebigau-Wahrenbrückern in seinen Block diktiert bekommen. Zum einen soll er sich um den straßenbegleitenden Radweg an der B 183 zwischen Marxdorf und Lausitz kümmern. Eine Kleine Anfrage hat er diesbezüglich schon an den Landtag abgeschickt, in der er nach dem Stand der Planungen dafür und einem möglichen Termin für den Baubeginn fragt. Zum anderen hat er nun auch noch das Problem mit den beiden Wehren in Wahrenbrück auf dem Tisch.

Sorge um die alte Mühle

Und das hat es in sich. Denn die Planungen dafür sind schon relativ weit. „Sie unterscheiden sich zudem deutlich von denen, die man uns vor zwei Jahren schon einmal unterbreitet hat. Damals war zum Beispiel noch davon die Rede, dass das alte Wehr an der Mühle stehenbleibt, zwar ohne Schütze, aber ansonsten nicht weiter angerührt wird. Nun soll alles weg“, berichtet Kornelia Pösch, die ebenfalls zur Aktionsgruppe gehört. Sie fürchtet ebenso wie Mühlenbewohnerin Marleen Mirbach, dass das nicht ohne Folgen für das alte Gemäuer bleiben wird. Überhaupt sind sich die Wahrenbrücker in diesem Punkt einig: Das einzig Sinnvolle sei es, das Wehr an der Mühle zu erhalten.

Und auch der geplante Abriss des Mündungswehres von der Kleinen in die Schwarze Elster nur wenige hundert Meter entfernt wird sehr kritisch gesehen. Es herrscht allgemeines Bangen um den Wasserstand. Der würde sich nicht verändern, sagt das Landesumweltamt. Aber das glauben die Wahrenbrücker nicht. Allein die beiden Trockenjahre hätten gezeigt, wie rückläufig sich der Wasserstand entwickele. Ohne Staumöglichkeit falle der Kleine Spreewald und der komplette dazugehörige Bereich rundherum immer mehr trocken.

Vor Ort-Termin gewünscht

Das hätte nicht nur fatale Folgen für das Projekt Gewässertourismus und den Kleinen Spreewald an sich, in den fast zwei Millionen Euro Fördergelder aus den Töpfen der Europäischen Union geflossen seien, sondern auch auf die Flora und Fauna vor Ort. Kenneth Fretel hat einmal aufgelistet, was alles in Gefahr gerät. Der Naturliebhaber erinnert an die Eisvögel, die Fischotter und viele andere seltene Tiere, die sich im Umfeld heimisch fühlen. Er verweist auf die landwirtschaftliche Nutzung der Wiesen, die bei sinkendem Wasserstand kaum noch wirtschaftlich ist. Wieder einheitlicher Tenor: Wir dürfen nicht noch mehr Wasser aus der Region verschwinden lassen.

Die Wahrenbrücker haben den weiteren Weg abgesteckt: Sie wollen sowohl in den Sitzungen der Stadtparlamente das Thema weiter diskutiert wissen und sie drängen auf einen Vor-Ort-Termin mit dem Gewässerunterhaltungsverband oder auch dem Landesumweltamt, um zu erfahren, wie es weitergeht und welcher Stellenwert ihren Argumente in der weiteren Planung des Vorhabens eingeräumt wird. „Wir bleiben wachsam“, verspricht der Ortsvorsteher. Zugleich bringt er seine Hoffnung zum Ausdruck, „dass man uns im Land hört und reagiert.“