Von Sylvia Kunze

Die 2019er-Herbergssaison im Uebigauer Schloss ist längst eröffnet. Aber der Alltag der vier Mitarbeiterinnen gleicht aktuell dann doch noch eher der Ruhe vor dem großen (An)Sturm. Denn der wird sich auch in diesem Jahr wieder einstellen.
Herbergsleiterin Silke Linke hat den Belegungsplan für alle sichtbar aufgehängt. Den Sommer über findet sich kein Tag, an dem nicht mindestens schon eine Vormerkung eingeschrieben ist. Einige Wochenenden und Kurzwochen sind sogar rot markiert. „Zu diesen Zeiten geht bereits nichts mehr. Da sind wir restlos ausgebucht“, berichtet die Chefin des Hauses.
Knapp über 4000 Übernachtungen hat sie im Vorjahr vermerkt. Dieses Jahr dürfen es mindestens genau so viele, gern aber noch ein paar mehr werden, sind sich alle Verantwortlichen einig.
Wobei: Die angekündigten Bauarbeiten könnten einen Strich durch diese Rechnung machen. Das Haus muss in Sachen Brandschutz ertüchtigt werden. Das Vorgehen ist abgestimmt und von den Stadtverordneten befürwortet. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen. „Wir gehen davon aus, dass wir noch dieses Jahr starten“, ist dazu von Angela Reiniger, Leiterin des Stadtbauamtes in Uebigau-Wahrenbrück, zu erfahren.
Silke Linke indessen weiß nicht so recht, ob sie sich darüber wirklich freuen kann. Selbstverständlich weiß sie um die Notwendigkeit dieser Arbeiten und dass ohne sie das Haus als Beherbergungsstätte keine Zukunft hätte. Aber Bauarbeiten, noch dazu über mehrere Jahre angekündigt, schränken ein. „Wir machen das Beste daraus“, will sie mit ihrem Team die Herausforderung dennoch angehen und meistern.
Und auch wenn inzwischen die Nutzung der Herberge das gesamte Jahr über erfolgt, geht es doch Ende Herbst, den Winter über und Anfang des Frühjahrs noch etwas ruhiger zu. Wenn es also gelingen könnte, den Hauptteil der Bauarbeiten in diese Monate zu packen, würde der Herbergsbetrieb nicht massiv gestört.
Beim Durchblättern von Unterlagen ist Silke Linke vor wenigen Tagen auf ein denkwürdiges Datum gestoßen: „Die Uebigauer Schlossherberge wird im 25. Jahr in städtischer Hand geführt“, hat sie in Erfahrung gebracht. „Zum Jahresende hin möchte ich dieses Jubiläum gern in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken. Ein Tag der offenen Tür, eine kleine Ausstellung – mal sehen, was mir bis dahin alles einfällt, was machbar wäre.“
Nebenbei, versteht sich. Denn in erster Linie geht es ja um die Gäste, die dem Schloss einen Besuch abstatten. Hortgruppen, Klassen, Vereine, Sportclubs, private Ausflügler, Firmen und selbstverständlich Hochzeitsgesellschaften, die im Uebigauer Schloss die Trauung und bestenfalls auch den gesamten Tag über feiern (für dieses Jahr sind schon zehn Termine vorgemerkt), sowie private Feiern beleben das Haus und füllen dessen 59 Betten (47 im Schloss selbst, weitere 12 im Gästehaus).
Der nicht so gehobene Standard wird sehr unterschiedlich wahrgenommen. Das „Mittelalter“ fühle sich in seine Jugend zurückversetzt. Die Jugend sei geteilter Meinung. Manche fänden es cool, andere rümpften die Nase, berichtet die Herbergsleiterin. „Aber alle, die einmal hier waren, kommen gern wieder“, entnimmt sie den Buchungen und zahlreichen Gesprächen. „Wir beherbergen hier den breiten Querschnitt der Bevölkerung: vom Hausmeister bis zum Professor, vom Säugling bis zum Rentner“, beschreibt Silke Linke das Besucherspektrum.
Zu den aktuellen Saisonvorbereitungen gehört das Abfragen der Angebote im Umkreis. „Dazu würde ich mir am Anfang eines jeden Jahres einen Tourismus-Stammtisch, oder wie immer man das nennen mag, wünschen. Was gibt es vor Ort? Wie kann man es buchen? Wer ist Ansprechpartner? Da gibt es immer wieder Veränderungen, und leider kocht jeder mehr oder weniger sein Süppchen allein“, hätte sie gern mehr regionale Zusammenarbeit zum Wohle aller Besucher im Elbe-Elster-Land.