Von Sylvia Kunze
Irgendwie sind die Grauns in den zurückliegenden Jahren kurz weggekommen. Nach den Festtagen 2012 haben sich so viele andere Anlässe vorgedrängelt. Vorrangig das Reformationsjahr und auch das Jubiläumsjahr 1000 Jahre Brücke in Wahrenbrück. Da habe man schon genug Arbeit mit gehabt, da hätte man ein zusätzliches Graun-Fest kaum noch stemmen können, blickt Michael Seifert, Pfarrer in Wahrenbrück und zugleich auch Vorsitzender der in der Stadt beheimateten Graun-Gesellschaft, zurück und erinnert daran, dass man die musikalischen Brüder ja dennoch nicht außer Acht gelassen habe. Schließlich wurden regelmäßig sehr erfolgreiche Graun-Wettbewerbe ausgetragen, die längst das Nischendasein verlassen und stattdessen große nationale und internationale Strahlkraft erlangt haben.
150 Jahre Graun-Denkmal werden gefeiert
2019 ist jedoch wieder so ein Jahr, in dem es auch Festtage geben soll. Es sind die Dritten ihrer Art und noch dazu aus einem guten Grund. Das Denkmal für Carl Heinrich Graun, das auf unserem Graunplatz steht, wurde vor 150 Jahren eingeweiht, berichtet Seifert. Dieses Jubiläum will die Graun-Gesellschaft zum Anlass nehmen, erneut zu solchen Festtagen einzuladen. Die Tage vom 21. bis 23. Juni sollen ein besonderes Erlebnis werden: zu Ehren der Gebrüder Graun musikalisch, kulinarisch. Ein Fest der Erinnerung, aber auch der fröhlichen Begegnung, heißt es in dem Anschreiben, das potenziellen Unterstützer des dreitägigen Festes erhalten.
Unterstützung jedweder Art ist nötig und willkommen, bekräftigt der Vorsitzende der Graun-Gesellschaft, die das Wochenende gemeinsam mit der Stadt Uebigau-Wahrenbrück, dem Heimatverein Wahrenbrück und der evangelischen Kirchengemeinde Wahrenbrück vorbereitet. Seifert denkt dabei zum Beispiel an die mit rund 7000 Euro veranschlagten Kosten für solche Details wie Honorare, Fahrtkosten und Unterkunft der Musiker, die Ausleihe eines Cembalos, Werbung und mehr.
Ausstellung in Vorbereitung
Speziell aus Anlass des Denkmaljubiläums soll eine kleine Ausstellung vorbereitet werden, verrät der Wahrenbrücker weiter. Textmaterial sei dank Wilhelm Pöschel reichlich vorhanden, der in der Geschichte der Grauns forsche und immer wieder neue Details zu Tage fördere. Rein bildtechnisch sehe es eher dürftig aus, bekennt Michael Seifert. Vom Denkmal gibt es im Laufe der Jahre kaum Fotos. Die Wahrenbrücker müssten doch das eine oder andere Mal auch an dieser Stelle fotografiert haben, hofft er noch auf Hilfe und bittet, in den Fotoalben zu kramen.
Hochprozentiges zum Fest-Wochenende
In Vorbereitung ist aber auch noch ganz was anderes: Hochprozentiges. Der Heimatverein will mit speziell für diese Graun-Festtage abgefülltem Rot- und Weißwein aus der Partnerstadt Wadern aufwarten. Um die 500 Flaschen sind bestellt. Und der Pfarrer selbst ist an einem Obstler aus der Meißener Ecke, wo die Grauns ursprünglich herkamen, dran. Von diesem Tröpfchen sind etwa 100 Flaschen im Gespräch. Wenn man dann noch die Graun-Kruste aus unserer Wahrenbrücker Bäckerei Dorn dazunimmt, füllt sich der Korb so langsam, verrät Seifert, dass er weiteren Ideen dieser Art durchaus aufgeschlossen gegenübersteht.
Er drückt jetzt auf Tempo bei den Vorbereitungen. Am 4. Mai soll in der Sankt Marienkirche in Berlin das Konzert Te Deum-Reflexionen erklingen. Bei diesem führt die MarienKantorei anlässlich des 260. Todestages von Carl Heinrich Graun Werke der Brüder Graun auf. Und ich will Flyer zu unseren Festtagen in Wahrenbrück und bestenfalls die ersten Kostproben im Gepäck haben, um die Grauns, unsere Stadt und unsere Vorhaben noch mehr ins Gespräch zu bringen, sagt der Wahrenbrücker Pfarrer.