Seltenes Handwerk aus der Lausitz ist gefragt
Forster Quasten für das Dresdner Residenzschloss

Als der Kleine Ballsaal im Dresdner Residenzschloss vor rund zwei Wochen in alter Schönheit wieder erstrahlte, war auch Diane Maren Jende aus Forst dabei. Denn die Chefin der Jende Posamenten Manufaktur und ihre Mitarbeiterinnen haben dazu beigetragen, dass der Saal so authentisch wie möglich wieder eröffnet werden konnte. 24 Quasten für die Fensterdekoration sowie vier große Quasten, die an den vier Meter langen Stangen der 500 Kilogramm schweren Kronleuchter befestigt sind, haben die Forster Damen hergestellt. Denn Posamenten sind Schmucktextilien, das Posamentieren ist ein inzwischen seltenes Handwerk. „Das war für uns der erste größere Auftrag in Dresden, was uns natürlich sehr freut. Denn der Ballsaal ist schon etwas Besonderes“, so Diane Maren Jende.
In dieser Woche war Mitarbeiterin Marita Heidenreich damit beschäftigt, noch eine Musterquaste der Fensterdekoration für das Archiv in Dresden herzustellen. Mit geübten Fingern fügte sie die goldenen Fäden zu Fransen mit insgesamt 58 Quästchen zusammen, die schließlich die große Quaste bilden.

Denn in der Forster Manufaktur, die schon rein optisch durch die meterlangen Regale mit bunten Schnüren, Garnen und Formen besticht, ist alles Handarbeit. Vor inzwischen fast sechs Jahren hatte Diane Maren Jende mit ihrem Mann Christian die Manufaktur aus der Insolvenz übernommen. Erst 2006 hatte eine Gruppe engagierter Forster mit der Übernahme der Waglerschen Posamenten-Manufaktur Berlin das Posamentierer-Handwerk nach Forst geholt. „Wir fertigen neue Kollektionen auf historischen Maschinen für den Geschmack von heute“, so das Credo von Diane Maren Jende. Drei Mitarbeiterinnen hat sie.
2016 bekamen sie dafür den brandenburgischen Zukunftspreis. Und jetzt, nach eher zähen Anfangsjahren, kann die 40-jährige Chefin sagen: „Die Umsatzentwicklung ist spürbar besser, die Kundendatei ist gut gefüllt.“ Inzwischen kommen nahezu täglich Bestellungen von Raumausstattern aus ganz Deutschland. Quasten, Borten, Schnüre, Raffhalter, Besätze – alles kann farblich passend hergestellt werden für die Inneneinrichtung oder auch mal für Trachtenschneidereien. Ehemann Christian Jende, der ein Raumausstatter-Geschäft in Potsdam führt, ist Forster und kennt sich aus in der Branche. „Unsere Stärken sind die Individualität und die Qualität“, sagen beide.

Die restauratorischen Aufträge und die für große Häuser wie Theater seien jedoch die, die das meiste Aufsehen erregten. So hat die Jende Posamenten Manufaktur beispielsweise für das Jagdschloss Granitz auf Rügen viele Quasten hergestellt, für die Dresdner Semperoper Haltetaue an den Treppen, für das Schauspielhaus Dresden Fransen für den Bühnenvorhang. Das nächste Projekt werden die Orienträume des Branitzer Schlosses sein. Für Pücklers Frühstückszimmer und das Empfangszimmer hatten sie bereits Quasten und Borten gefertigt.
Einen virtuellen Rundgang mit 360-Grad-Blick gibt es im Internet unter www.jende-manufaktur.de. Reale Führungen in der Manufaktur sind mit Voranmeldung unter Telefon: 03562 694742 möglich.