Das darf nicht sein, schien das Signal am Sonntag zu sein. Die Niederlausitzer Museumseisenbahn hatte ihre letzten Fahrten mit dem historischen Personenzug kurzfristig angekündigt und wurde von Mitfahrern fast überrannt. Knapp vierhundert Fahrgäste zählten die Museumsaktivisten um den Vereinsvorsitzenden Lars Metzinger und Gründungsmitglied Gerd Schlage bei den Fahrten zwischen ihrem Bahnhof Kleinbahren und den Stationen Crinitz und Finsterwalde. Schon bei der ersten Fahrt am Vormittag ab Kleinbahren saßen mehr als 150 Eisenbahnliebhaber im Zug. Einheimische, Familien mit Kindern und viele Fans von Museumseisenbahnen wollten sich die mutmaßlich letzte Möglichkeit einer Fahrt in den nostalgischen Wagen nicht nehmen lassen. Zu ihnen gehörten die fünfjährige Johanna Muth und ihr Bruder Dominik aus Goßmar. „Das muss man noch einmal mitmachen“, teilt Vater Ronny Muth die Selbstverständlichkeit vieler Fahrgäste an diesem Tag und das Bedauern, dass es solche Fahrten nach 16 Jahren nicht mehr geben soll.

Eisenbahnfans begleiten den Abschied der Niederlausitzer Museumsbahn von der Schiene. Sven Kasparz und Philipp Seemann von der Spreewald-Bahn Straupitz betonen, „dass Herzblut und viel Arbeit“ in die Niederlausitzer Museumsbahn gesteckt wurde, um sie mit  Sonderfahrten zu erhalten. Andreas Kielau aus Frauenhain wollte unbedingt am letzten Fahrtag dabei sein wie Thomas Irrgang und Karsten Klose aus Bad Schandau von der Schwarzbach-Bahn e.V. und Björn Vellguth aus Bremen wie drei Mitfahrer aus Freiberg, die alle Fahrten des Tages genossen. Sogar aus Langenfeld im Rheinland war Thomas Sauren als Mitfahrer und tatkräftiger Helfer angereist. Die weiteste Anfahrt hatte wohl Jan Novotny, der extra aus Wien gekommen war.

Emotional hin und hergerissen ob des großen Zuspruchs waren Lars Metzinger, Vereinschef seit 2015,  und Gerd Schlage aus Augsburg (!), der von Beginn an die Entwicklung des Vereins mitbestimmt hat. „Wir sind nur noch zwanzig Mitglieder, von denen viele stets anreisen müssen. Wir können einfach den Sanierungsrückstau an der Bahnstrecke nicht bewältigen, sowohl arbeitsmäßig als auch finanziell“, bedauert Lars Metzinger. Etliche Mitglieder, die über Jahre die Arbeit im Verein mitbestimmt haben, wie beispielsweise Hagen Lotzwig, sind aus Alters- und Gesundheitsgründen ausgeschieden. Ja, es habe auch unterschiedliche Auffassungen im Verein gegeben, räumt Metzinger ein.

Wie der Vereinschef will vor allem Gerd Schlage die Hoffnung auf Wiederaufnahme der Fahrten in einigen Jahren nicht aufgegeben. „Wir sind überwältigt, wie viele Leute heute hier sind. Wenn ihr alle mithelft, können wir es noch einmal hinkriegen“, hofft er. Hoffnung machen auch Paul Birka aus Crinitz, jüngstes Mitglied (9) der von Lokführerin Cornelia Schakat betreuten Jugendgruppe, und Erich Günther aus Finsterwalde. Der 15-jährige Sängerstadt-Gymnasiast ist über sein Interesse an Modelleisenbahnen und Dampflokfahrten zum Museumsverein gekommen und hofft, dass sich mehr junge Leute dafür begeistern. Am Sonntag beherrschte er schon mal souverän das Zugbüfett.

„Wir waren froh, kurzfristig in diesem Jahr noch einen Fahrtag genehmigt zu bekommen“, spricht Lars Metzinger die gute Zusammenarbeit mit dem vom Verein bestellten selbstständigen Eisenbahnbetriebsleiter Hartmut Wirtz als Verbindung zur Landeseisenbahnaufsicht an. Im Moment gäbe es keine andere Lösung als die Stilllegung der Strecke ab dem 1. Januar. Zur Jahreshauptversammlung des Vereins im Februar wird es eine genaue Analyse geben“, macht Wirtz klar. Die Niederlausitzer Museumseisenbahn, so Metzinger, werde sich dann für die Zukunft positionieren.

Vorerst letzte Fahrt der Niederlausitzer Museumseisenbahn am 30.12.2018

Bildergalerie Vorerst letzte Fahrt der Niederlausitzer Museumseisenbahn am 30.12.2018