Von Beate Möschl
Erst Kreuzfahrerzüge und Ostseezug, dann Panoramazug für Kanada in der DB Regio Werkstatt Cottbus dreht sich die Welt. Was ist passiert? Das Team aus 101 erfahrenen Mitarbeitern schreibt seit April schwarze Zahlen. Es hat in die Hände gespuckt, zusätzliche Schichten geleistet, die Flexibilität der einzelnen Fachbereiche ausgeweitet und die Abläufe so organisiert, dass neben den regulären Instandhaltungsaufgaben für Personenverkehrszüge der Deutschen Bahn auch interessante Drittaufträge erledigt werden können.
Gerade haben die Cottbuser einen längst stillgelegten Dieseltriebzug der Baureihe VT 628 wieder flott gemacht und auf den Weg nach Kanada gebracht. Er wird in der Provinz Quebec unterwegs sein als Panoramazug für den Tourismusverband Charlevoix und Urlauber aus aller Welt entlang des St.-Lorenz-Stroms durch den Indian Summer chauffieren. In Rekordzeit haben sie diese Herausforderung gemeistert. Dabei waren die Cottbuser nicht auf Anhieb begeistert. Verrückt, habe ich zum Chef gesagt. Es ist eine Katastrophe so ein Fahrzeug flottzumachen. Der Zug hat vier Jahre gestanden. Da weiß man nie, was kommt, schildert Triebfahrzeugschlosser Dirk Stade. Der Chef, Mario Kubiak, nickt schmunzelnd und sagt: Er war mein größter Gegner. Aber die anfängliche Skepsis ist sehr schnell in eine Leidenschaft übergegangen. Mit tollem Ergebnis. Wir haben den schwersten Part übernommen, den Zug wieder zum Laufen zu bringen. Am Ende haben wir es geschafft und unseren Kunden zufriedengestellt. Wir hoffen, dass er wiederkommt.
Der VT 628 ist kein Unbekannter für die Cottbuser. Den hatten wir hier einige Jahre regulär zur Instandhaltung in der Werkstatt. Er ist zwischen Forst und Cottbus gefahren und nach Hoyerswerda. An den Wochenenden ist ein Zug dieser Baureihe noch unterwegs als Kulturzug zwischen Berlin und Breslau, erzählen Torsten Kozik und Ralf Neumann. Die Triebfahrzeugschlosser aus der Lok-Werkstatt sind dem am 19. September nach Antwerpen überführten Zug hinterher geschickt worden. Um das Verladen vorzubereiten und zu unterstützen. Das war ihr erster Auslandsauftrag nach mehr als 40 Dienstjahren bei der Bahn. Das ist schon mal was anderes. Solche Sachen machen auch Spaß, sind sich Kozik, Neumann und Stade einig und durchaus gespannt auf die nächste Drittauftrag-Überraschung. Aber erstmal muss der Zug in Kanada ankommen und laufen, wirft Dirk Stade ein.
Da mache ich mir gar keine Sorgen, signalisiert Marek Kubiak, seit April als Leiter Instandhaltung der DB Regio Werkstatt in Cottbus. Er schwört auf den Standort wegen seiner tollen Infrastruktur, die noch verbesserungswürdig ist, und die wir auch verbessern werden, und wegen des tollen Teams. Hier schlummern 20, 30, 40 Jahre Erfahrung in den Bereichen, die vielleicht noch nicht so geweckt worden ist wie durch die Spezialaufträge. Das schafft Motivation, bringt Ergebnisse mit Qualität und Schnelligkeit. Damit signalisieren wir nach außen, dass es sich lohnt, hier arbeiten zu lassen und Aufträge an die DB Regio Werkstatt in Cottbus zu vergeben.
Vorrang haben die betriebsnahe und die geplante Instandhaltung der im Bereich Nordost verkehrenden Personenverkehrszüge. Dafür sind die 101 Mitarbeiter der Regio Werkstatt Cottbus rund um die Uhr im Einsatz, an 365 Tagen im Jahr. Mitte Oktober bekommt die DB Regio Werkstatt Cottbus zusätzliche Umläufe. Dann werden hier weitere 20 Züge der Linie RE 3 gewartet. Insgesamt halten wir hier mehr als 160 Züge instand, so Kubiak. Dafür steht das gesamte Team ein. So sind am Erfolg von Sonderaufträgen nicht nur die unmittelbar Beauftragten beteiligt, sondern alle 101 Mitarbeiter der DB Regio Werkstatt.
Wir haben sechs Kollegen für den Kanada-Auftrag abgestellt. Die anderen haben ihre Arbeit inzwischen mitgemacht, denn die mussten wir ja trotzdem schaffen, schildert Elke Paulick. Sie ist seit 1984 im Bahnbetriebswerk Cottbus, heute DB Regio Werkstatt und steht als Controllerin auf Ausgeglichenheit, hat einem wachsamen Blick auf die Zahlen, die die Cottbuser mit bahneigenen Fahrzeugen und im Auftrag von Fremdfirmen wie Arcelor Mittal, Delta Rail und der Mitsui Rail Capital Europe Gmbh einfahren. Die neuen zusätzlichen Herausforderungen sind ein Plus. Auf dem Panorama-Zug für Indian-Summer-Touristen in Kanada ist sie begeistert mitgefahren. Auf dem Betriebsgelände. Wir haben die Lauffähigkeit nach EBO-Richtlinie hergestellt. Er fährt und bremst nun wieder selbstständig. Davon haben sich die Kanadier überzeugt. Für die Endabnahme Ende August waren sie sogar noch ein zweites Mal hier und begeistert, erzählt sie.
Wir haben nach Wunsch des Kunden gearbeitet und seine Erwartungen erfüllt, bestätigt Kubiak.Zur vollsten Zufriedenheit. Die Augen haben geleuchtet, ergänzt Christian Sonnenberg. Der Maschinenbauingenieur ist einer der jüngsten im Team und ein Rückkehrer. Nach Stationen in München und Chemnitz hat der 35-jährige Spremberger im Februar 2017 in der DB Regio Werkstatt Cottbus angedockt. Er fühlt sich gut aufgehoben bei den erfahrenen Bahnern. Sie geben ihre Erfahrungen gern weiter. Sechs Lehrlinge hat die DB Regio Werkstatt Cottbus unter Vertrag.