Von Silke Halpick
Spätestens seit dem jüngsten Ostsee-Talk wissen die Zuhörer, dass der Cottbuser Ostseemanager Stefan Korb überhaupt nicht seefahrtstauglich ist. Selbst auf einem Treetboot werde ihm schon schlecht, erzählt er. Vordergründig ging es bei der Gesprächsrunde am Dienstagabend in der Spree-Galerie jedoch um die Erfahrungen des Großräschener Bürgermeisters Thomas Zenker (SPD) beim Bau des Hafens und was Cottbus davon lernen kann.
Ein paar Jahre sind die Großräschener den Cottbusern schon voraus: Das Hafenbecken wurde bereits 1996/97 ausgebaggert, wie Zenker erzählt. Das war im besten Sinne eine verrückte Zeit, schiebt er hinterher. Ungewöhnlich war, dass der Hafen und die Seebrücke auf dem Trockenen gebaut wurden, was für viel Spott sorgte. Auch habe sich anfangs niemand getraut, das Wort Hafen in den Mund zu nehmen. Stattdessen war von einer Böschungssonderaufschüttung die Rede. Schon die Großbaustelle zog viel Publikum an. Zur offiziellen Einweihung am 11. Mai 2019 werden Zehntausende Gäste erwartet.
Als Bürgermeister einer Hafenstadt verbreitet Zenker auch in Cottbus sympathischen Optimismus. Dank des Sees vor der eigenen Haustür sei es vor vier Jahren gelungen, den Abwanderungstrend in Großräschen zu stoppen. Die erste Wohnsiedlung sei schon fast komplett belegt. Menschen aus ganz Deutschland kommen in die Lausitz und bleiben. Ich könnte zu jedem eine Geschichte erzählen, sagt Zenker. Mit dieser ungeheuren Nachfrage habe niemand gerechnet. Jetzt erweitert Großräschen seine Oberschule und investiert mächtig in die Kitas.
Auch in Cottbus sei die Forderung nach Wohnbebauung nicht neu, wie Stefan Korb einräumt. In der Seevorstadt sei ein Stadtquartier, eingebettet in einer Kanallandschaft vorgesehen. Weil alle am Wasser wohnen wollen, so Korb. Allerdings sind dafür noch ein wasserrechtliches Planfeststellungsverfahren sowie Wachstum nötig, weil kein Raubbau auf Kosten anderer Stadtteile betrieben werden soll.
Die Stadt Cottbus muss sich öffnen und zum Scharnier zwischen dem Spreewald und dem Seenland werden, fordert Zenker. Organisches Wachstum bezeichnet er als die hohe Kunst. Hoyerswerda hat seiner Ansicht nach mit der Entscheidung, den Scheibe-See nicht an die Seenkette anzuschließen, die Chance vergeigt. Und in Koschen am Senftenberger See, dem erfolgreichsten See, gebe es bereits Konflikte mit den Neusiedlern.
Was kann Cottbus nun von Großräschen lernen? Möglichst viel in eigener Hand zu behalten. Der übergroße Teil des Sees gehört der Stadt Großräschen, sagt Zenker. Diesem Erfolg sei ein jahrelanges und zähes Verhandeln mit der LBMV vorausgegangen. Selbst mit dem Bund habe man um jeden Cent gerungen. Die damalige Vermarktungsstrategie der Treuhand habe sich für Kommunen als wenig hilfreich erwiesen.
Der Cottbuser Ostsee ist noch immer Eigentum der Bergbaugesellschaft Leag. Die Stadt Cottbus kann lediglich einen großen Teil des Hafenquartiers als ihr Eigen bezeichnen. Wem künftig der See und die umliegenden Flächen gehören, ist weitgehend ungeklärt. Die Leag sieht Zenker hingegen als besseren Verhandlungspartner als den Vorgänger Vattenfall. Die Leag gibt ganz klar Signale, begründet er. Das Unternehmen wolle Geld verdienen und sei so berechenbar.
Lehrgeld habe Großräschen beim Korrosionsschutz zahlen müssen, wie Zenker einräumt. Alle Prognosen der Experten zur Wasserqualität seien nicht eingetroffen, was zu einem Umschwenken auf einen aktiven Korrosionsschutz führte. Das empfiehlt er auch den Cottbusern. Die Stadt hatte sich für eine Spundwand aus Stahl entschieden, was Mehrkosten in Millionenhöhe verursache. Doch auch hier will man auf der sicheren Seite stehen, weil die Aussagen zur künftigen Qualität von Grund- und Seewasser allein auf Modellrechnungen basieren und ein Sulfatgehalt von über 3000 Milligramm je Liter nicht ausgeschlossen werden kann.
Zum nächsten Ostsee-Talk am 25. März wird Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) erwartet. Beginn ist um 19 Uhr im Ostsee-Fenster in der Spree-Galerie.
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