(jul) Die 9. Lange Nacht der Kunst- und Handwerkerhöfe in Burg ist am Samstagabend zum Publikumsmagneten avanciert. Bis 24 Uhr war auf allen Wegen dichter Fahrradverkehr, die Rumpelguste platzte vor Andrang fast aus allen Nähten, die Autos hatten Mühe vorwärts zu kommen. Staunen, Kosten, selbst aktiv werden – das war das Motto des Abends.

Der Burger Schauhandwerkshof verwandelte sich in einen sagenhaften Ort. Die Künstler Anette Lehmann-Westphal und Matthias Lehmann sorgten für zahlreiche Hingucker: Im Fließgraben hatte sich ein Krake Platz geschaffen. Offenbar war er damit beschäftigt, einen Spaziergänger in die Tiefe zu ziehen, nur noch sein Kopf war zu sehen. Vermutlich hatte der Unglückliche die Irrlichter, die ihm den Heimweg zeigen sollen, nicht ordentlich entlohnt. So steht’s in der Sage über die Bludniki (das wendische Wort für die leuchtenden Sumpfgestalten).

Geleuchtet haben aber auch die Medusen, Schirme mit Neonbändern, in den Obstbäumen auf der Wiese. Die Leinwand zwischen den Bäumen präsentierte hinreißende Wasserbilder. Der absolute Knüller waren die an einem ausgedienten Baumstamm installierten Hörhörner: Da konnte jeder, der es probieren wollte, hören, wie es in der Wurzel des Gebildes raschelt und wuselt. Mittendrin in diesem Areal sind Keramikkunstwerke von Lehmanns zu sehen. „Schön, dass wir so viele Gäste haben, auch bei meiner Kollegin Elke Piezonka in der Töpferei ist ein Riesenandrang“, sagte Anette Lehmann-Westphal.

In der Nähe des Schauhandwerkshofes schoben sich die Gruppen zeitweilig durch die Gänge der Produktionshalle der Spreewaldmosterei Jank. Mit jeder ankommenden Rumpelguste schwappten neue Besucher in die Stahltankhalle. „Wir haben sogar noch unseren Sohn angerufen, dass er Führungen übernehmen muss, der Andrang ist einfach toll“, sagte Firmenchef Hans-Joachim Jank.

Im Anschluss probierte mancher Kartoffelsuppe, Kirschbowle und Saftvariationen. Nebenan in der Bio-Kolonieschänke ließen sich die Gäste Pork-Burger schmecken, schauten Dieter Dziumbla beim Spinnen zu oder ließen sich in der Ausstellung in der Scheune von Christa Dziumbla erklären, wie Trachten gestickt werden.

Am anderen Ende der ersten Kolonie wurde zu dieser Zeit schon gesungen und geschunkelt mit dem singenden Spreewaldwirt Günni. Den hatte Gemüsebauer Lutz Duschka eingeladen. Das „Stimmungs-Perpetuum-Mobile“, wie er sich selbst nennt, brachte alle in Stimmung. Viele staunten über den liebevoll gestalteten Gemüsekahn und so mancher probierte sich beim Gurkeneinlegen: „Ich mache selbst auch Schnellgurken, heute habe ich es aber mal mit Senfgurken probiert und habe gelernt, dass man dazu besondere Gurken braucht“, sagte Ingo Rietschel aus Cottbus.

Probiert wurde auch an den Naturapartments Stauensfließ. In den gemütlichen Sitzgruppen konnte jeder den aus dem Backofen kommenden Backschinken und dazu das neue Bier genießen. Die Hofinhaber Elke und Joachim servierten die deftige Kost aus dem Ofen. „Das ist richtig lecker“, schwärmte Barbara Kuschka aus Dissen. Sie testete auch das „Fließ-Bier“, ein Craft-Bier, das von Hobbybierbrauer Felix Dunkel extra für diesen Abend produzierte.

„Ich bin eigentlich Maschinenbauer, lebe und arbeite in Dresden. Aber das Bierbrauen hat mich schon immer interessiert, hat ja auch was mit Maschinen zu tun und so habe ich es probiert, habe vor drei Monaten den Sud angesetzt“, erzählte Felix Dunkel.

Zu den Lieblingsorten der Pendler gehörte auch das Lange-Nacht-Zentrum auf dem Burger Schlossberghof. Hier bereiteten der Spreewaldkoch Peter Franke und der Lieblingskoch Jörg Thiele außergewöhnliche Leckereien zu.

„Schön, dass es wieder funktioniert hat“, sagte Gaby Eichhorst von der Burger Touristinformation.