Am Samstag (14 Uhr) empfängt Energie Cottbus den frisch gebackenen Zweitliga-Aufsteiger VfL Osnabrück und damit auch den laut Fachmagazin „Kicker“ notenbesten Feldspieler der 3. Liga im Stadion der Freundschaft: Maurice Trapp. Im RUNDSCHAU-Interview verrät der 27-jährige Berliner, wie viel Kraft die Feierlichkeiten gekostet haben, warum ihn Energie Cottbus beeindruckt und woran sein eigener Wechsel in die Lausitz einst gescheitert ist.

Maurice Trapp, die ganze Lausitz fragt sich, in welchem Zustand der VfL Osnabrück nach dem Aufstieg nach Cottbus kommt. Wie viel Restalkohol haben Sie und Ihre Mitspieler denn noch im Blut?

Trapp Wir haben ordentlich gefeiert und die Stadt unsicher gemacht. Bei einigen Spielern kommt jetzt erst die Stimme zurück. Aber trotzdem hatten die Feierlichkeiten irgendwann ein Ende. Nicht zuletzt, weil wir am Mittwoch schon wieder das Landespokal-Halbfinale spielen mussten. Was jeder einzelne Spieler die Woche über in seinem Wohnzimmer veranstaltet hat, kann ich natürlich nicht sagen. Aber wir werden hoch motiviert und professionell in Cottbus aufdribbeln. Wir haben noch Ziele.

Die Bremer Brücke ist nach dem 2:0 gegen den VfR Aalen regelrecht explodiert. Ging die Party in dem Tempo danach auch in der Stadt weiter in Osnabrück?

Trapp Weil der Aufstieg so überraschend kam, ist die Stimmung in der Stadt derzeit ganz besonders gut. Der VfL hat acht Jahre in der 3. Liga verbracht und stand letztes Jahr einen Platz über dem Strich. Dass wir nun hochgehen in die 2. Liga, hat uns niemand zugetraut. Aber wir haben im Laufe der Saison immer mehr Leute abgeholt und überzeugt.

Der 1. FC Magdeburg hat in der Vorsaison nach seiner vorzeitigen Aufstiegsfeier auch die restlichen drei Spiele allesamt gewonnen. Wie wird der VfL Osnabrück in die abschließenden Spiele gehen?

Trapp Ich denke, es wäre menschlich, wenn wir jetzt mit einer anderen Anspannung in die Spiele gehen. Aber wir stehen nach wie vor in der Pflicht und wollen uns nicht vorwerfen lassen, irgendwo in die Punktevergabe einzugreifen. Wir wollen Meister werden und am 18. Mai die Trophäe hochhalten. In Cottbus könnte man vielleicht den Eindruck haben, uns zum richtigen Zeitpunkt zu empfangen. Aber Energie steht mit dem Rücken zur Wand, das kann auch mal lähmen.

Sie haben selbst erlebt, wie sich so etwas anfühlen kann. Vor einem Jahr sind Sie noch mit dem Chemnitzer FC aus der 3. Liga abgestiegen. Können Sie sich in die Lage der Cottbuser Spieler hineinversetzen?

Trapp Zu einhundert Prozent. Du kommst irgendwann nicht mehr aus dem Strudel heraus, kriegst immer wieder auf den Deckel, egal wie sehr du dich dagegen wehrst. Das ist so frustrierend, irgendwann kommen die Selbstzweifel und du machst dir Gedanken, wie es weitergeht in der Zukunft. Das ist keine schöne Zeit.

Was macht Energie im Abstiegskampf für einen Eindruck auf Sie?

Trapp Eigentlich einen sehr positiven. Ich fand, dass es Cottbus gerade die letzten vier Wochen richtig gut gemacht hat. Ich hatte mir das Spiel gegen Karlsruhe angesehen und fand Energie total stark. Ich hatte das Gefühl, dass der KSC nicht einmal am Ball war. Cottbus hat vielleicht ein bisschen Effektivität vermissen lassen, aber richtig gut Fußball gespielt. Gjasula war eine wichtige Verstärkung, die Ordnung und Struktur reinbringt. Auch Marcelo und Viteritti sind beeindruckend mit ihrer Ballsicherheit. Cottbus spielt jedenfalls nicht wie ein typischer Absteiger, und ich glaube, diese Stärke wird ihnen auch helfen und sie zum Klassenerhalt führen.

Am Ende halten aber nicht die Mannschaften die Klasse, die den schönsten Fußball gespielt haben, sondern die, die mit ihren Mitteln die meisten Punkte geholt haben.

Trapp Das stimmt. Und im Nachhinein kann man immer leicht sagen, was besser war. Aber ich denke, dass Energie den richtigen Weg geht. Ich habe mich schon im Hinspiel bei unserem 3:1-Sieg gefragt, warum Cottbus mit so viel Qualität so wenig Fußball spielen wollte an diesem Tag. Da haben sie hinten dicht gemacht und vorne sollte der liebe Gott helfen. Das entspricht aber nicht Energies Spielermaterial.

Einen Cottbuser Spieler kennen Sie besonders gut: Maximilian Zimmer. Wie sehr schmerzt es, dass Sie in dieser Saison nicht gegen ihn spielen konnten?

Trapp Ja, wir haben vor ein paar Jahren zusammen beim Berliner AK in der Regionalliga gespielt und sind seitdem gute Freunde. Ich war auch zu Gast auf seiner Hochzeit. Ich finde es sehr schade, dass er beide Spiele wegen Verletzungen verpasst. Aber ich wünsche mir, dass er es bald zurückschafft auf den Platz.

Und noch etwas verbindet Sie mit dem FC Energie: Vor drei Jahren wären Sie beinahe selbst nach Cottbus gewechselt. Woran ist der Transfer seinerzeit gescheitert?

Trapp Ich wollte unbedingt nach Cottbus. Energie war damals direkt nach dem Drittliga-Abstieg der beste Verein in der Regionalliga mit der besten Perspektive. Ich wäre den Weg gerne mitgegangen, aber ich kam beim BAK nicht aus meinem Vertrag raus. Wobei man im Nachhinein auch sagen muss, dass sich für mich mit ein paar Umwegen natürlich alles zum Guten gewendet hat. Was wir und die Leute gerade in Osnabrück miterleben dürfen, ist einfach ein Fußball-Märchen.

Mit Maurice Trapp
sprach Steven Wiesner