Im Presseraum der Duisburger Arena machten sie lange Gesichter und zuckten ratlos mit den Schultern. Kurz nach dem Cottbuser 2:1-Erfolg gegen den KFC Uerdingen war am Sonntag bekannt geworden, dass FCE-Trainer Claus-Dieter Wollitz die Pressekonferenz nach dem Spiel boykottieren werde.

Warum? Die Antwort gab Wollitz dann gegenüber der RUNDSCHAU. Der Cottbuser Coach erklärte, er habe das aus Solidarität zu seinem Trainerkollegen Norbert Meier getan. Den ehemaligen Uerdinger Coach hatte der KFC-Präsident und geldgebende Alleinherrscher Mikhail Ponomarev zuletzt bei einem aufsehenerregenden Rundumschlag via „Twitter“ als „schlechtesten Trainer der Vereinsgeschichte“ und seine größte Fehlentscheidung bezeichnet.

Der Russe stand wegen seiner Geschäftsgebahren zuletzt häufiger in der Öffentlichkeit. Zuletzt hatte er erklärt, seinetwegen sogar 18 neue Trainer zu holen, um die Ziele zu erreichen. Beim Arbeitsgericht Krefeld sollen 30 Prozesse mit ehemaligen Trainern und Spielern gegen den KFC laufen. Laut Medienberichten ist der Gerichtsvollzieher häufiger in der Geschäftsstelle der Uerdinger zu Gast und wegen angeblich unbezahlter Rechnungen steht infrage, ob das letzte Saisonspiel der Uerdinger überhaupt in Duisburg stattfinden kann. Dort hat sich der KFC eingemietet, weil das Krefelder Grotenburg-Stadion saniert werden muss. Der Verein dementierte allerdings derartige Berichte.

Wollitz erklärte nun am Sonntag seinen Boykott: „Jeder Verein hat das Recht, sich von Spielern, Trainer oder Mitarbeitern zu trennen. Aber was über den Trainerkollegen Norbert Meier in der Öffentlichkeit kommuniziert worden ist, war zu viel. Da bin ich solidarisch und stehe Norbert Meier bei. Ich finde, dass die Menschenwürde erhalten bleiben muss.“

Während die Verantwortlichen des KFC in den Katakomben verärgert mutmaßten, der Auswärtssieg sei Wollitz wohl zu Kopf gestiegen, erklärte der Cottbuser Coach, dass er die Entscheidung schon vor dem Spiel getroffen habe. Er habe der Mannschaft angekündigt, aus besagten Gründen nicht zur obligatorischen Pressekonferenz zu gehen – dafür habe er Applaus bekommen, so Wollitz.

Kritik gab es dafür von seinem Kollegen Heiko Vogel. Der neue Trainer des KFC Uerdingen, der statt vorn auf dem Medienpult das Spiel zu analysieren, nun in kleiner Medienrunde seine Einschätzungen mitteilte, kritisierte Wollitz’ Verhalten. „Wir leben in der Demokratie, da darf jeder seine Meinung haben“, sagte er. „Aber ich denke, es gibt andere Möglichkeiten, diese zu bekunden. Das hat auch mit Respekt dem gegnerischen Trainer gegenüber zu tun.“