Schnell die Torschützenliste stürmen und nebenbei die Vizemeisterschaft feiern: Für Neira Voigt vom Lausitzer Handballclub Cottbus war es die Saison ihres Lebens. Doch weil man gehen muss, wenn es am schönsten ist, verlässt sie nun den LHC und Cottbus für das Studium. Ihre Wahl zur Sportlerin der Woche bildet das i-Tüpfelchen auf einer erfolgreichen Zeit.

Frau Voigt, Gratulation zum nächsten Titel, fast 600 Menschen haben für Sie abgestimmt. Wie fühlt sich dieser Sieg an?

Voigt Das ist ein schönes Gefühl und richtig schön zu sehen, wie viele Leute hinter einem stehen und einen zum Sportler der Woche wählen. Ich habe das nicht erwartet, das kommt schon total überraschend.

Dabei kennen Sie sich mit dem Siegen gut aus. Mit dem LHC Cottbus haben Sie eine super Saison in der Brandenburgliga gespielt. Wie haben Sie die wahrgenommen?

Voigt Die Saison war wirklich schön und die beste, die ich in meinem Leben je hatte, denke ich. Wir haben mit einer sehr guten Mannschaft gespielt, haben so viele verschiedene Talente, egal ob im Tor oder auf der Platte. Es war untereinander einfach sehr schön und insgesamt eine super Saison.

Noch gibt es ja auch die Mini-Chance aufzusteigen...

Voigt Ja, aber das wissen wir immer noch nicht und können da auch nicht aktiv eingreifen. Das entscheidet der Verband und wir müssen abwarten, was er sagt. Diesen Samstag wird das hoffentlich bekannt gegeben. Es wäre einfach super und jeder wünscht sich, noch eine Liga höher spielen zu können.

Wie wird man Torschützenkönigin in so einer starken Liga? Haben Sie ein Geheimnis?

Voigt Das ist auf jeden Fall kein Eigenverdienst. Handball ist nicht umsonst ein Mannschaftssport. Wir unterstützen uns gegenseitig, am Kreis werden super Möglichkeiten geschaffen und Lücken geschoben, sodass man da Platz zum Werfen bekommt. Außerdem werden wir auch super trainiert und lernen die verschiedensten Spielzüge. Ich bin immer nur so gut, wie die Mannschaft mich macht und nur so gut, wenn sie mir hilft.

Wie lange spielen Sie schon Handball?

Voigt Ich spiele seit 2006 Handball, also seit etwa 13 Jahren. Es ist ein toller Sport, der mir zum Beispiel besser gefällt als Fußball. Aber das liegt immer im Auge des Betrachters und das muss jeder für sich selbst entscheiden.

13 Jahre ist eine lange Zeit. Gibt es einen Moment, an den Sie sich am liebsten zurück erinnern?

Voigt Den gibt es auf jeden Fall. Das ist ein Spiel mit der A-Jugend in Berlin. Wir sind mit wenigen Leuten angereist, eine Spielerin kam privat hinterher und stand vor der falschen Halle. Wir haben alles versucht, um umzudisponieren, aber es hat nicht geklappt. Als sie später ankam, musste ich mit Nasenbeinbruch das Feld verlassen und sie ist direkt, ohne sich warmzumachen, rauf gegangen. Es gab auch nur einen Schiedsrichter. An dem Tag ging alles drunter und drüber, aber im Rückblick war es super. (lacht)

Ihre Zeit beim LHC endet jetzt allerdings, oder?

Voigt Ja, das stimmt. Nach dem Abi verlasse ich Cottbus für den Beruf. Ich möchte bei der Polizei dual studieren im gehobenen Dienst. Danach, also in vier oder fünf Jahren, möchte ich aber wieder gerne zurück in die Heimat kommen.

Von dem möglichen Aufstieg in die Oberliga, an dem Sie mit Ihren 181 Toren auch maßgeblich beteiligt sind, haben Sie dann gar nichts mehr.

Voigt Wenn das mit dem Aufstieg klappt, kann ich das nicht mehr miterleben. Das ist zwar schade, aber die ganze Mannschaft hat sich das verdient und für sie würde ich mich mega freuen.

Wie fühlt sich der Abschied vom LHC an? Haben Sie in den letzten Wochen daran denken müssen, dass irgendwann das letzte Spiel im Cottbuser Dress bevorsteht?

Voigt Nein, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich habe von Spiel zu Spiel geguckt und mir keine Gedanken gemacht, dass es das letzte Mal sein könnte. Ich habe im Moment gelebt und jede Sekunde genossen und mir nicht den Kopf zerbrochen. Ich habe vor, auch weiterhin Handball zu spielen. Nur wo, weiß ich noch nicht. Aber ich werde auf jeden Fall nicht damit aufhören und in ein paar Jahren komme ich dann zurück nach Cottbus.

Mit Neira Voigt sprach
Josephine Japke