Mit einigen Glanzparaden sicherte Michael Uhlig den knappen Sieg vom LSV Bergen im Kreis­oberliga-Spiel Westlausitz gegen Doberschau. Das Besondere daran: Eigentlich ist er kein Torwart (mehr), sondern Vereinsvorsitzender – und neuer Sportler der Woche. Diesen Sieg hätte der 51-Jährige allerdings auch seinen Kontrahenten gegönnt.

Herr Uhlig, was machen Sie lieber: Zwischen den Pfosten stehen oder Vorsitzender sein?

Uhlig Ich bin gerne im Tor, weil es eine willkommene Abwechslung ist. Ich trainiere nicht regelmäßig, gucke mir aber viele Spiele an und weiß gerne auch mal einiges besser – wie das halt so ist, wenn man am Rand steht. Im Fußball braucht man nun mal 14 Leute, um das Team vollzukriegen. Wenn Not am Mann ist, springe ich mal ein.

Im Spiel gegen Doberschau mussten Sie ins Tor. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Aktion?

Uhlig Ich habe gerade die Fenster vom Vereinsheim geputzt, als die Spieler auf mich zugekommen sind und gefragt haben, ob ich am nächsten Tag ins Tor gehen würde. Im ersten Moment habe ich natürlich ja gesagt. Am nächsten Morgen habe ich mich dann etwas über mich selbst gewundert. In der Kabine habe ich nach dem Spiel aber direkt meinen Rücktritt erklärt – selbstverständlich nur vom Torwart-Posten.

Sie haben früher Handball gespielt. Kam Ihnen das zugute?

Uhlig Die Reaktionsschnelligkeit ist die gleiche und auch, dass man in den Ball springt, statt ihm aus dem Weg zu gehen. Aber die Spielweise und Strafraumbeherrschung unterscheiden sich sehr. Als Torwart muss man auch viel ertragen, weil man den Spott oft auf seiner Seite hat. Viele wollen die Verantwortung nicht haben, aber ich habe das immer gerne gemacht. Für den LSV stand ich schon zwei oder drei Saisons im Tor, es war gegen Doberschau also nicht das erste Mal für mich.

Wie verlief die Saison für den LSV Bergen?

Uhlig Unser Ziel war es, in der Kreis­oberliga unter die ersten fünf zu kommen und das haben wir geschafft – aktuell sind wir Vierter und das wollen wir bleiben. Wir haben keine Ambitionen aufzusteigen, sondern wollen den Leuten einfach ein schönes sportliches Event liefern. Wir sind nur ein kleiner Dorfverein und mehr als Kreisoberliga ist für uns nicht drin.

Sie wollen also nicht aufsteigen?

Uhlig Der nächste Schritt wäre die Landesklasse. Man müsste dann nach Dresden und noch weiter fahren und würde womöglich mehr trainieren müssen. Da müssen wir uns fragen, ob wir das können und wollen. Wenn es irgendwann passiert, legen wir den Spielern aber keine Steine in den Weg.

Ist es Zufall, dass Berlin Köpenick laut Ihrem Steckbrief auf der Bergen-Seite die schönste Stadt und Torsten Mattuschka der beste Spieler der Welt ist?

Uhlig (lacht) Nein, ich bin seit Anfang der 80er-Jahre mit vollem Herzblut Union-Fan. Früher war ich damit im Dynamo-Land ein Exot, heute bin ich nicht mehr der Einzige, der so tickt.

Gibt es, wenn auch im Kleinen, Parallelen zwischen Union und dem LSV Bergen?

Uhlig Wir sind zumindest genauso heimstark wie die Eisernen. Auch die Art und Weise, wie bei Union der Verein geführt wird und welche Mentalität er verkörpert, steckt ein Stück weit auch in mir drin. Wir wollen ein bodenständiger Verein sein, der sich auf den Sport konzentriert, keine finanziellen Eskapaden hat und nicht auf Teufel komm raus den sportlichen Erfolg mit Leuten erzwingen will, die keinen Bezug zum Ort und Verein haben.

Nun sind sie auch noch Sportler der Woche geworden. Was bedeutet Ihnen das?

Uhlig Erst einmal ein riesiges Danke an alle, die für mich abgestimmt haben. Ich freue mich sehr darüber. Doch den anderen beiden Kandidaten gegenüber habe ich ein schlechtes Gewissen, weil deren sportliche Leistung sehr viel höher einzuordnen ist als meine. Zumal es als Einzelsportler immer schwieriger ist, so viele Stimmen zu bekommen. Ich möchte ihnen zu ihren Titeln gratulieren. Mein Erfolg war im Vergleich nur eine Eintagsfliege.

Mit Michael Uhlig sprach
Josephine Japke