Nur noch wenig hat gefehlt und dann hätte Hauke Richter die volle 100 gehabt. Mit 89 Prozent der Stimmen ist der Zwölfjährige zum neuen RUNDSCHAU-„Sportler der Woche“ gewählt worden. Völlig unerschrocken trat er bei den Deutschen Ringer-Meisterschaften an und holte in seiner Altersklasse Silber – trotz Nasenbeinbruchs. Mama Manja Richter und er erklären, warum der Weißwasseraner ohne Schutzmaske in den Wettkampf ging.

Hauke, Gratulation zum Sieg. Fast 90 Prozent der Stimmen gingen an dich. Wie findest du das?

Hauke Ich finde das total gut und auch etwas überraschend. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich so viele Stimmen kriege.

Dabei hast du dir kurz vorher die Nase gebrochen. Dass du trotzdem angetreten bist, hat viele beeindruckt. Wie ist das passiert?

Hauke Ja, das stimmt wirklich. Ich habe mir beim Training durch einen Kopfstoß meines Trainingspartners die Nase gebrochen. Das passiert zum Glück nicht so oft.

Hat man dann nicht immer Angst, dass man was auf die Nase bekommt während des Wettkampfes?

Hauke Klar hat man da Angst, aber wenn man nicht daran denkt, dann geht das schon.

Manja Richter (die Mama) Wir sind auch zu Ärzten gefahren und hatten mit dem Landesverband Kontakt, um eine Schutzmaske zu bekommen. Das ist aber nicht zugelassen, weil der Gegner sich beim Angriff dann verletzen könnte. Und auch tapen ging nicht, weil die Gegner dann mitbekommen hätten, dass er an der Stelle verletzt ist.

Hauke Dass ich verletzt war, hat keiner gewusst, sonst wären sie da extra drauf gegangen. Das sieht man bei Meisterschaften oft, dass Gegner zum Beispiel auf das verletzte Knie des Ringers gehen.

Wie lange ringst du denn schon?

Hauke Seit fünf bis sechs Jahren. Und jetzt bin ich zwölf.

In dem Alter wollen viele Jungs Fußball spielen. Aber du hast dich fürs Ringen entschieden. Warum?

Hauke Ich habe auch mit Fußball angefangen, aber das hat mir nicht gefallen. Dann war ich beim Turnen und das fand ich auch nicht so cool. Aber Ringen macht einfach Spaß.

Manja Richter Ringer sind auch turnerisch sehr begabt, weil sie Saltos und Überschläge machen. Um ehrlich zu sein, war mir Turnen einfach zu weit weg, weil wir dafür immer extra nach Spremberg gefahren sind.

In den sechs Jahren hast du schon eine Menge Erfolge gefeiert. Hauke, woran liegt das?

Hauke Stimmt, ich habe schon Medaillen in der Bezirks-, Landes-, Mitteldeutschen- und Deutschen Meisterschaft gewonnen. Das Geheimnis ist viel Training und gute Trainingspartner.

Manja Richter Wir haben auch Glück, dass die Schule, auf die Hauke geht, das Landau-Gymnasium in Weißwasser, ihn für Trainingslager vom Unterricht befreit und ihn in seinem Sport unterstützt.

Hauke Und ohne meine Familie, Trainer und Guido Paulig (Geschäftsführer vom SV Grün-Weiß Weißwasser, Anm. d. Red.), der mich immer überall hinfährt, wäre das nicht machbar.

Was sind denn die nächsten Wettkämpfe, die bei dir anstehen?

Hauke Jetzt habe ich erstmal Pause und dann trete ich bei zwei Pokalturnieren in Weißwasser und im Erzgebirge an. Bis dahin trainiere ich aber vier Mal die Woche für zwei Stunden.

Jeder Sportler wünscht sich, mal in der Nationalmannschaft anzutreten. Wenn das so bei dir weitergeht, dann ringst du da auch irgendwann mal, oder?

Hauke Das ist auf jeden Fall der Traum. Frank Stäbler ist mein Vorbild und ich durfte auch schon mal mit ihm trainieren. Der wurde dreimal Weltmeister in drei Gewichtsklassen, das will ich auch schaffen.

Mit Hauke Richter
sprach Josephine Japke