Frau Martinek, Sie gewannen an einem Wochenende drei Medaillen. Schütteln sie diese Leistung mal eben aus dem Ärmel?
Martinek Nein, da steckt sehr viel Training und Vorbereitung drin. Alles so neben dem Job zu schaffen, ist sehr anstrengend und dieses Hobby nimmt sehr viel Zeit in meiner Freizeit ein. Ich trainiere dreimal die Woche und speziell am Samstag, wenn die Wettkampfvorbereitung ansteht, sind das bis zu vier Stunden.
Was steckt hinter Ihrem Erfolg?
Martinek Training und Leidenschaft, weil man viel Zeit in die Wettkämpfe und Lehrgänge steckt. Dazu kommt Thomas Wagner, mein Trainer, ohne den es nicht gehen würde. Wenn man irgendwo teilnimmt, will man auch siegen und die Leistung zeigen, die man schon im Training abgerufen hat. Ich will mich mit anderen messen, alles aus mir herauskitzeln und gucken, ob ich besser bin als meine Gegnerin, die mich beim letzten Mal vielleicht noch besiegen konnte. Ich bin nicht zu 100 Prozent perfektionistisch, aber ich trainiere die Techniken so lange und akribisch, bis ich mich mit ihnen wohlfühle.
Wie lange machen Sie schon Kampfsport?
Martinek Ich habe mit 10 Jahren angefangen und dann während des Abiturs Pause gemacht, weil es neben der Schule nicht mehr so interessant schien. Die Pause dauerte zwölf Jahre. Erst 2015 haben ich wieder damit angefangen und 2016 zu meiner alten Form gefunden. Seitdem trainiere ich am Stück.
Ist es wirklich so, dass man durch Kampfsport selbstbewusster wird?
Martinek Auf jeden Fall! Ich war in der Schule immer eher der schüchterne Typ und Kampfsport hat mich selbstbewusster gemacht. Durch Karate bin ich mehr aus mir herausgekommen.
Für die Anfänger unter uns: Was sind Kata und Kumite? In den Disziplinen haben Sie Ihre drei Medaillen gewonnen.
Martinek Kata ist eine Abfolge von bestimmten vorgeschriebenen Techniken. Es gibt verschieden Kata-Stile, bei denen die Techniken zwar gleich, aber unterschiedlich zusammengesetzt sind. Manche von ihnen führt man schnell vor, für andere braucht man Kraft und Spannung. Diese Kür wird dann bewertet. Kumite hingegen ist ein freier Kampf gegen einen Gegner, aber ohne Vollkontakt. Für Tritte und Schläge auf verschiedene Körperbereiche bekommt man Punkte und wird bestraft, wenn man den Gegner zum Beispiel zu hart trifft. Eine Kumite geht etwa zwei Minuten und wer am Ende der Kampfzeit nach Punkten vorne liegt, hat gewonnen.
Einige sagen, dass Kampfsport brutal ist. Andere erinnert es an Tanzen. Wie empfinden Sie das?
Martinek Die Kumite kann für den Betrachter schon mal brutal und spektakulär wirken ist es aber im Grunde nicht, weil man sich immer wieder selbst regulieren muss und nicht voll durchziehen darf. Die Kampfrichter achten da sehr genau drauf.
Braucht man für Kampfsport Kraft? Worauf kommt es an?
Martinek Bei Kumite ist es nicht so wichtig, Kraft zu haben. Da muss man schnell sein und den Gegner analysieren, um einen Schwachpunkt zu finden. Im Kata braucht man eher Kraft, um den Endpunkt gut darzustellen. In beiden Disziplinen muss man die Techniken schnell und sauber durchführen.
Wo soll es für Sie noch hingehen? Haben Sie Ziele, die Sie noch erreichen möchten?
Martinek Mein größtes Ziel ist die Deutsche Meisterschaft. Da habe ich letztes Jahr zwei dritte Plätze gemacht und die will ich verteidigen. Noch schöner wäre es aber natürlich, wenn ich noch zwei Positionen nach oben klettern könnte.
Mit Christin Martinek sprach
Josephine Japke